Aus: CCMplanet (vom 17. September 2005)
Autor: Marion Schulteis
Web-Site: http://www.ccmplanet.de
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interview...
Vor einiger Zeit wurde aus dem Paul Colman Trio Paul Colman
Solo. Natürlich wollte ich wissen, was für Gründe
es dafür gab.
Ein Grund, der leider immer mehr Bands trifft, war, dass die Band trotz
einiger Konzerte und Alben nicht genug Geld eingespielt hat um vernünftig
davon Leben und eine Familie ernähren zu können. Ein weiterer
Grund war ganz einfach, dass Paul Coleman flexibler sein will und mehr
Zeit mit und für seine Familie haben möchte. Es herrschte
also eine Zerissenheit in ihm, zwischen seiner Mission, der Musik, die
ihm sehr viel bedeutet, und seiner Frau und den Kindern, die ihm noch
mehr bedeuten. Er vermisst zwar die Interaktion mit der Band auf der
Bühne, aber dennoch bereut er seine Entscheidung nicht.
Für eine Familie bedeutet das Musikbusiness des öfteren nicht
ganz leichte Zeiten. Aus solchen Situationen entstehen auch manche seiner
Lieder.
Das Lied All you need zum Beispiel entstand nach einer
Auseinandersetzung mit seiner Frau. Er fragte sich selber: »Was
ist es, das sie von mir braucht?« Das war die Grundidee des
Songs und das Fazit waren ganz einfache Dinge: »All you need
is a listening ear, a smiling face, a shoulder you can cry on«.
Das sind, Dinge die man zu den Grundbedürfnissen der Menschen
zählen könnte. So einfach, und doch oft so schwer - und wir
müssen uns immer wieder daran erinnern.
Oder das Lied "Fill my cup", auch wenn es schon 10 Jahre
alt ist, vermittelt es doch eine ganz klare Botschaft die immer noch
gilt. Es ist ein verzweifeltes Gebet. Paul fühlte sich wie eine
alte Kaffeetasse die irgendwo für ein paar Tage stehen gelassen
wurde. Es bildet sich ein Rand in der Tasse, der nur durch Scheuern
entfernt werden kann. Die Tasse ist dreckig und so fühlte sich
auch Paul Colman. Deshalb betete er zu Gott, dass er ihm Wasser gibt
um seine Tasse zu füllen - aber nicht nur bis zum Rand, sondern
soviel, dass die Tasse überläuft.
»Man kann die Tasse mit vielen anderen Dingen füllen,
die nicht von Gott sind, aber das stellt nicht zufrieden. Manche mögen
sagen, dass sie glücklich sind ohne Gott, aber ich bin es nicht.
Ich fühle mich schrecklich ohne Ihn!?«, sagt Colman selbst
und blickt aus dem Fenster. »Wie auch der Titel meines neuen
Albums sagt: `Let it go´, Jesus sagt: Wenn Du Dein Leben retten
willst, dann musst Du um Gottes Willen zuhören! Deshalb ist "Fill
my cup" heute noch so aktuell, es ist ein zeitloses Gebet!«
Paul Colman scheint sehr gut zu verstehen, wann Gott redet. Im Jahr
2004 während der Dove Awards ging er einfach nach Hause, noch bevor
die Awards überhaupt verliehen wurden. Er selbst ist der Überzeugung:
»Ich glaube, Gott hat zu mir gesprochen. Er sagte: `Paul, Du
versucht es viel zu sehr, Du versuchst aus eigener Kraft die Dinge zu
lenken. Du musst einen Schritt zurücktreten und mir mehr Raum geben
damit Du das tun kannst, was ich mit Dir vorhabe. Und ich kann es nicht
tun, wenn Du die Hände so fest am Lenkrad hast.´ Da Gott
meine Hände nicht vom Lenkrad bekam, hat Er einfach die Verbindung
zwischen Lenkrad und Lenkung durchtrennt. Ich hatte das Lenkrad zwar
noch in der Hand, aber es funktionierte nicht mehr. Nunja, ein Teil
vom "Loslassen" war, nach Hause zu gehen. Und das verrückte
daran ist, am nächsten Morgen bin ich aufgestanden und habe eines
meiner Schlüssellieder für mein neues Album geschrieben. Es
fühlte sich an, als wenn Gott sagte: "Siehst du, es geht doch".«
Da Paul Coleman ein Familienmensch ist, verbringt er in seiner Freizeit
sehr gerne Zeit im Freien. Er geht spazieren oder in den Zoo. Australien
vermisst er dabei schon ein bisschen, aber Nashville, USA ist schon
ok. »Es ist eine Familienstadt, teuer, die Menschen sind sehr
freundlich und es ist irgendwie religiös.«
Das er vielleicht irgendwie dazu beiträgt, dass diese religiöse
Atmosphäre in Nashville zu spüren ist, ist ihm dabei wohl
gar nicht so richtig bewusst.
--Bericht von Marion Schulteis ««