Aus: Cross Rhythms Mazine Online, Freitag, 26. Januar 2007
Autor: Mike Rimmer (GB) [Original]; David Decker [deutsche Übertragung]
Web-Site: http://www.crossrhythms.co.uk
» Techniche Hinweise vom Übersetzer:
Der folgende Text ist der fertige Versuch einer sensiblen Übertragung
des hochkomplexen englischen Originalartikels ins Deutsche. Es wurde
versucht, einerseits so wortwörtlich wie möglich zu übersetzen,
aber auch inhaltlich treffend, sodaß mitunter auch Umschreibungen
gefunden werden mußten. Da der australische Slang mitunter vom
Britischen und Amerikanischen Englisch abweicht, wurden verschluckte
Wörter bzw. Wortgruppen entsprechend in eckigen Klammern ergänzt.
Die direkt im Text eingefügten Anmerkungen, z.B. von Fachbegriffen,
sollen dem leichteren Verständis der anspruchsvollen Materie dienen.
Gegenüber dem Originalartikel wurden vom Übersetzer am Ende
ein ausführlicheres Porträt des Interviewers Mike Rimmer,
ein weiterer Kurbericht eines christlichen australischen Radiosenders
zum Thema sowie weitere Bilder von John James beigefügt.
»» John
James: Der ehemalige Sänger der Newsboys spricht über seinen
Fall und seine Wiederherstellung
In einem der schmerzlichsten und ehrlichsten
Interviews, was je von einem christlichen Musiker gegeben wurde, sprach
das einstige Newsboys-Mitglied John James tiefgehend mit Mike Rimmer.
(Ins Deutsche übertragen von David Decker.)
Es ist 1995 und in High Wycombe ist das 'Alliance "Summer Showcase"'
in vollem Gange, wo ein Mix von Britischen und Amerikanischen Interpreten
zusammenkommt. Für einen Journalisten, wie mich, ist es eine ideale
Gelegenheit eine Menge Bands zu treffen und sie zu interviewen. Und
so laufe ich am Nachmittag vor dem Konzert durch die Backstage-Arena,
während die Bands Soundcheck machten. PFR, Iona, 65dBA, The World
Wide Message Tribe, re:fresh and Hydro warten alle auf ihren Moment
loszulegen und weiter weg in einer Ecke sind die Newsboys. Ihr Sänger
John James saß auf einem Stuhl und ulkte mit seinen Bandkollegen
herum, als ich es wagte, sie zu unterbrechen. "Entschuldigung,
bist du John James?", frage ich höflich. "Wer
will das wissen?", kommt die knurrige Antwort.
Ehrlich gesagt, ist das Interview ein Desaster. Der Presse-Raum ist
über der Konzerthalle und jeder Beat und jeder Synthie-Groove vom
Tribe-Soundcheck erfüllt den Raum, wo wir uns unterhalten - das
ruiniert meine Tonaufnahme. John will nicht ernst werden und scheint
zufrieden damit, meine Fragen mit sarkastischen und witzigen Kommentaren
zu beantworten. Frustriert beende ich das Interview und erwarte das
Konzert. Die Newsboys machen wirklich ihr Ding. Wie es sich herausstellte,
waren die Dinge mit den Newsboys trotzdem nicht in Ordnung. Innerhalb
eines Jahres wurde eine Mitteilung herausgegeben, daß John James
die Gruppe verläßt, um nach Australien zurückzukehren,
um vor Ort in einen Kirchen-/ Gemeinde-Dienst einzusteigen. Es waren
John James und Peter Furler gewesen, die The News gegründet hatten,
jene Band, aus der Mitte der 80er Jahre die Newsboys hervorgingen. Nach
einigem lokalen Erfolg, siedelten John James, Peter Furler und Manager
Wes Campbell in die USA über. Und, nach einem ungewissen Anfang
(das "Read All About Album" für das 'Refuge'-Label) brachten
es die Newsboys zu Ruhm innerhalb der Christlichen Musikszene ("CCM"
[Contemporary Christian Music - Zeitgenössische christliche Musik]).
Es schien ein schwerer Schicksalsschlag für ihren Frontman zu sein,
aus der Band auszusteigen, obwohl sich herausstellte, daß Peter
Furlers Wechsel vom Schlagzeug zum Mikro den Newsboys sogar noch mehr
Erfolg brachte. Doch was war mit John James? Die jahrelange Stille um
den einstigen CCM-Star John James war kaum noch auszuhalten. Und so
passierte es, daß ich mich im Oktober 2006 bei einer Grillparty
im Brisbane-Park [Anm.: Brisbane, Australien] wiederfand. Es waren ein
paar Familien und Singles, die Zeit zusammen verbrachten und es waren
die embryonalen Anfänge einer neuen Kirche/ Gemeinde in dieser
Großstadt. Der Pastor von "His Church" [Anm.: Auf deutsch
"Seine Gemeinde"] sollte Sänger David Evans werden, bekannt
in Großbritannien für seinen Dienst auf dem 'Cross Rhythms
Festival'. David saß lachend da, während er einen weiteren
Leiter der Gemeinde neckte: John James.
Wie es so Mode ist, wenn Musiker zusammen sind, sie tauschten ihre
Heldentaten aus, als sie auf Tournee waren. Auch kürzlich, wenn
sie zusammen dienten, liefen die Dinge nicht immer glatt/ harmonisch,
wo sie den Gläubigen und Entkirchlichten eine Mixtur aus Musik,
Predigt und Ehrlichkeit als "Erfahrungs-Trip" darboten. Immer
der Journalist, bat ich John um ein paar allgemeine Kommentare zu seiner
Zeit mit der Band. Er sagte: "Ich fühle
mich wirklich gesegnet. Wir begannen hier in Australien. Nur ein paar
Kerle - Träume, Hoffnungen, Ambitionen. Ungebildet, doch leidenschaftlich.
Wir starteten diese Band hier und wenn ich zurückschaue, denke
ich an die Erregung und die Begeisterung. Ich denke, viele Menschen
wünschen es sich, daß sie das Leben in einer erfolgreichen
Band einmal schmecken und erfahren können und es ist ja auch wirklich
verblüffend, auf der Bühne zu stehen vor zehntausenden Menschen.
Eine Arena, gefüllt mit Menschen. Diese Begeisterung! Diese Elektrizität!
Die Leute zu hören, wie sie langsam stärker werdend eine Hymne
grölen. Sie singen jede Textzeile von jedem deiner Lieder. Es ist
etwa so, als wärst du der Dirigent, der an der Bühnenkante
steht und einfach diese riesige Menschenmasse dirigiert und sie auf
eine Reise durch den Abend mitnimmt. Es war die unglaublichste Erfahrung."
Er setzte fort: "Mit den Newsboys, waren
wir erfolgreich genug, um einige sehr große Konzerte zu machen.
Meine letzte Tournee mit der Band war die 'Take Me To Your Leader Tour'.
Das war eine der erfolgreichsten Tourneen in Amerika in diesem Jahr
in ganz Amerika, egal ob christliche Musikszene oder säkular. Es
war eine massive Tournee. Zu dieser Zeit waren wir bei Virgin Records
unter Vertrag und [wurden] in säkulare Plattenläden vertrieben
in den Vereinigten Staaten. Und so oft hatten die Virgin-Jungs ihre
Vertreter und verschiedene Leute, die zu unseren Konzerten kamen und
einfach hin und weg waren. Ich weiß nicht, was sie erwarteten.
Sie wußten, es war eine religiöse/ christliche Band. Wir
waren offensichtlich die einzige christliche Band, sozusagen, auf ihrem
Label."
John wurde richtig lebendig, als er daran dachte und kicherte als er
sagte: "Kumpel, ich weiß nicht, was
sie erwartet haben; dahin zu kommen und einen Haufen Kerle zu sehen,
in langen, wallenden Kitteln, die Sandalen tragen und Rosenkränze
und beten auf der Bühne, tanzen und 'Kum Ba Yah' singen? Doch sie
kamen und sahen diese großaufgefahrene (Bühnen-) Produktion.
Die unglaublichste Show. Das Spektakuläre. Die Multi-Media-Sachen.
Und diese ganzen Mätzchen. Und Arenen voller Menschen. Ich meine,
das war kraftvoll für sie! Es war sehr spannend für mich,
Teil von etwas so Großem zu sein. Es zu durchleben."
Ich hatte eine Rückblende ihrer 'Take Me To Your Leader'-Tourneeauftritte
und was mich beeindruckte, war, daß John und die Band Popmusik-Events
erschufen, die ganz sicher unterhaltsam waren - doch verloren sie den
Dienst aus dem Blick, unter all den Hi-Tech-Produktionselementen? "Ich
denke wir waren immer leidenschaftlich, wenn es um unseren Dienst ging",
antwortete er, "doch ich glaube, als wir
uns weiterentwickelten und Dinge sich änderten, vielleicht begann
sich da der Fokus um einige Grade in Richtung unseres 'Lärmens'
zu verschieben und wie wir das auf der Bühne ausdrückten.
Wir waren sehr leidenschaftlich auf der Unterhaltungs-Seite. Wir waren
das immer, egal ob wir vor 10 Leuten oder vor 10.000 Leuten oder vor
100.000 Leuten standen, wir betraten niemals die Bühne und hätten
nicht 110 Prozent gegeben. Wir wollten, daß die Leute mit dem
Gefühl weggehen, wenn sie 20 Dollar für ein Ticket gezahlt,
daß sie eine Hundert-Dollar-Ticket-Show bekommen haben. Wir gaben
immer unser Bestes, um die Menschen zu fesseln. Sie mit auf eine Reise
nehmen. Vielleicht hat sich die Art und Weise, wie wir die Einfachheit
des Evangeliums vermittelt haben, verändert, so wie du sagst, als
wir 'erfolgreicher' wurden. Vielleicht haben wir auf manchen Gebieten
zuviel erreicht? Vielleicht haben wir auf einigen Gebieten auch etwas
verloren?"
Von seiner Zeit mit der Band ist es gewiß richtig, daß
er die Lead-Vocals von einigen der größten Klassiker der
Band sang. John stimmte zu: "Yeah, da waren
'Shine' und ich denke 'Take Me To Your Leader' und 'Not Ashamed'. Es
ist so, als wären sie klassische Songs geworden. Und manchmal,
um ehrlich zu sein, wenn es nicht wegen den Leuten wie dir ist, die
daran interessiert sind, ein Interview mit mir zu machen, oder manchmal
kommen Leute und fragen noch immer nach Autogrammen oder ich werde gebeten
irgendwo zu sprechen und meine Geschichte zu erzählen, so scheint
es nun fast immer wie eine Welt weit weg zu sein. Ich muß mich
fast kneifen und sagen, in Ordnung, yeah, das ist richtig so. Ich WAR
in einer Band! Oh yeah, daß ist in Ordnung, wir HABEN das gemacht!
Doch einige dieser Lieder, yeah, du hast Recht, sie wurden jetzt in
der Geschichte christlicher Musik platziert als seien es 'klassische
Newsboys-Songs'. Ich fühle mich absolut glücklich, daß
ich ein Teil davon war." - Also könnte er noch immer "Shine"
jetzt singen, wenn ich eine Karaoke-Version davon abspielen würde
- würde er noch den Text kennen? "Nee!", lachte er, "ich
hatte [schon] Schwierigkeiten damit, mich an die Worte zu erinnern,
als ich IN der Band war, und dann das ganze sieben und ein halbes Jahr
später...!"
Unsere Unterhaltung lief so gut, daß ich John darüber fragte,
ob er bereit wäre, ein tiefgründiges Interview aufzunehmen
über seine Zeit bei den Newsboys und auch ehrlich darüber
sprechen würde, waraum er sie verließ. Er war wiederwillig,
die Details an die Öffentlichkeit zu bringen und ich dachte nicht,
daß es ein Interview geben würde. Also fuhren meine Frau
Pippa und ich nordwärts, dahin, was sie die "Sunshine Coast"
nennen. Das ist sicherlich ein gut gewählter Name, weil es sogar
im australischen Frühling wärmer ist als in einem britischen
Sommer. Wir machten Zwischenstation bei "Australia Zoo", aufgebaut
von Steve Irwin in dessen letzten Jahren, wo ich es lernte, es zu vermeiden
von einem Krokodil verspeist zu werden! (Gehe nicht nahe ans Wasser!).
Als ein tropischer Regensturm niederdonnerte und der Regen gegen das
Autodach trommelte - ähnlich dem Klang eines Schlagzeugs, das im
Treppenhaus gespielt wird -, fuhren wir auf dem wunderbar benannten
'Bruce Highway' in Richtung des Kurorts Mooloolaba, während ein
wunderschöner Doppelregenbogen den Himmel beleuchtete.
Die Newsboys hatten ihren Anfang an der "Sunshine Coast",
wo sie sich einen Namen machten in der lokalen Musikszene. John James
lebt noch immer dort und ein weiterer Anruf führte dazu, daß
wir uns zu einem Kaffee trafen. Das Hotel, wo ich mich aufhielt, war
gegenüber der Straße von einem zusammengedrängten Strand
und ich ließ mich in einem Kaffeeladen nieder, um zu Lesen, etwas
zu trinken und um an einem sonnigen Freitagmorgen auf John zu warten.
Wir sprachen etwa eine Stunde, wo ich, bei ausgeschaltetem Aufnahmegerät,
eine Reihe suchender Fragen stellte und John mir mitteilte, worüber
er bereit wäre in einem aufgezeichneten Interview zu sprechen und
was er lieber für sich behalten wolle. Es gibt einige Dinge, worüber
er lieber schweigen möchte, daran glaubend, daß es nicht
hilfreich sein würde, darüber in der Öffentlichkeit zu
sprechen. Ich versprach, seine Wünsche zu respektieren, so daß
das, was der Leser jetzt hier liest, einfach die Bekenntnisse eines
Mannes sind, der sehr viele Fehler gemacht hat, der am Abgrund stand
und von einem treuen Gott gerettet wurde. John James hat sich entschieden,
seine eigene Geschichte zu erzählen und anderen die Gelegenheit
zu geben, ihre zu erzählen - falls sie sich dazu entscheiden.
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Die
Newsboys im Jahr 1991, John James Dritter von links. (Die Aufnahme
erfolgte vor einem Banner des 'Creation Festivals'.)
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In einer extrem erfolgreichen Band zu sein, erzeugte ganz klar seinen
eigenen Druck auf John. Wie er mir gegenüber zugab, am Ende seiner
Zeit mit den Newsboys war Johns christliches Leben zertrümmert.
"Es passierte nicht über Nacht",
erklärte er. "Du mußt das verstehen.
Du hast einen Haufen junger Kerle, die sich in dem einen Moment am Strand
von Mooloolaba bräunten und einige Jahre später in einer der
größten christlichen Bands waren, die es gab. Der Erfolg,
der Ruhm, das Geld, die schreienden Mädchen, die Autogramme. Es
ist etwas, wie gehst du damit um? Wie behandelst du das? Du bist in
diesem schizophrenen Lebensstil, wo du umgeben bist von Tausenden von
Fans, die auch noch den Schweiß deines Angesichts berühren
wollen. Sie wollen dein Autogramm. Sie wollen sich [nach dir] ausstrecken
und dich begrabschen. Und dann meinte ich, runterzukommen und den Übergang
von diesem surrealen, schizophrenen, Adrenalin-getränktem Lebensstil
zu schaffen - nach Hause kommen, ein Papi, ein Familienvater und ein
Ehemann zu sein. Und ich merkte nach einer gewissen Zeitspanne, daß
ich nicht mehr in der Lage war, diesen Übergang zurück zur
Normalität des Lebens zu schaffen. Es gab niemand, der mich betreute
oder 'führte' oder mir half, damit fertig zu werden, geistlich
[Anm.: d.h. vom Glauben her] und gefühlsmäßig. Es ist
so, wie wenn dich Menschen umgeben, die dir helfen erfolgreich zu werden,
doch niemand lehrte uns wirklich, in Bezug darauf, wie wir unseren Kopf
[dabei] unter Kontrolle hielten/ zügelten. - Egal wer du bist,
stellst du IRGENDJEMAND lange genug in diese Art von Umgebung und solange
du keine Gegenmaßnahmen einleitest, die demjenigen helfen, damit
umzugehen und fertig zu werden, oh man, dann wird es denjenigen richtig
umhauen [Anm.: wortwörtlich: es wird alles versaut bzw. vermasselt]!
- Und nach einer gewissen Zeitspanne begann es, seinen Tribut zu fordern.
Nur in kleinen Dingen. Es passiert nicht über Nacht. Vielleicht
ein Wert hier zurückgefallen. Eine Norm da vermindert. Doch es
fing schließlich an, den Tribut von meiner Ehe zu fordern - einfach
der Druck/ die Zwänge von dem Ganzen."
Er fuhr fort: "Ich erinnere mich, wie es
anfing. Ich kam einmal nach unserem Konzert nach Hause und fand meine
Frau weinend zu Hause. Ich tolerierte das eine zeitlang. Ich erinnere
mich, wie ich eines Tages nach Hause kam und ich hatte einfach die Nase
voll, ich fand alles zum Kotzen. Sie weinte und ich fuhr sie an, 'Frau,
sei still! Was ist dein Problem? Wir haben die ganze Welt gewonnen!
Dein einziger Streß im Leben ist: "Wieviele Paar Schuhe soll
ich heute kaufen?" Wir haben [doch] alles erreicht!' Doch meine
Frau konnte etwas viel Größeres als den Erfolg, den Ruhm,
das Geld, die Position, die Karriere sehen. Sie beobachtete, wie es
losging, daß unsere Ehe zerfressen wurde und auseinderbrach. Meine
Frau ist die Art Mensch, die, wenn sie am Traualtar stand und sagte
'Ja, ich will!', 'Bis der Tod uns scheidet', sie es auch glaubte. Und
nun sieht sie, wie wir auseinanderdriften. Ich fing an mich sehr zurückzuziehen,
mich abzunabeln. Du bist von Tausenden Menschen umgeben, doch du bist
wirklich einsam und du wirst sehr engstirnig und sehr abgekapselt und
es forderte wirklich seinen Tribut. Mit unserer Ehe ging es wie auf
einer Spirale bergab, auf eine dramatische Art und Weise. Langsam zu
Beginn, doch wie die Zeit verging, raste das schneller und schneller."
Es war an diesem Punkt, daß John anfing Trost/ Ermunterung in
Alkohol zu suchen. "Ich dachte bei mir selbst,
ich arbeitete SCHWER. Unsere Konzertarbeit war HART. Wir waren immer
SCHWER AUF ACHSE. Doch ich spielte auch 'hart'. Und für mich war
Alkohl eine Flucht/ Zuflucht. Offensichtlich war es etwas, was nicht
öffentlich bekannt war. Ich rechtfertigte es, weil es mir half,
mit dem Druck klarzukommen. Nun, egal ob es [wie] eine Krücke war
oder nicht, ich denke nach einer Weile wurde es zur Abhängigkeit,
wo ich das permanent brauchte. Und schließlich ging es wirklich
damit los, daß es einen Anker in mein Herz stieß und in
mein Leben, an dem Punkt, wo der Alkohol ein ernstes Problem wurde.
Es ist verblüffend, wie du vor so vielen Menschen stehen kannst,
doch wir sind so großartig darin, zu verbergen, was wirklich abgeht.
Wir werden Meister darin, die Wahrheit zu verstecken. Warum? Weil wir
ein Image/ eine Reputation haben, was wir erhalten/ hochhalten wollen.
Wir geben Hunderte bis Tausende Dollars dafür aus, diese Verlockung,
diese Empfindung/ Auffasung von Perfektion zu erschaffen. Und das Letzte,
was wir wollen, ist, daß Menschen erfahren, daß wir tatsächlich
nur echte Menschen sind, die mit echten Problemen klarkommen müssen."
Er setzte fort: "Doch wir fanden uns selbst
wieder, hineingeschubst in diese Stellung, denn wir sind 'Popstars'.
Du siehst nie Leute, die Klempner oder Gärtner oder Buchhalter
sind. 'Wow, können wir dein Autogramm haben?' Doch es geschieht,
daß wir in einer Umgebung sind als Künstler, als Musiker,
wo wir auf ein Podest gehoben werden, wegen dem, wer wir sind. Es ist
verrückt, ein verrückter Lebensstil. Aber ich habe diesen
Job wunderbar erledigt, das zu verbergen und es zu maskieren. Es ist
fast so, wie wenn man sehr heimlichtuerisch/ betrügerisch wird.
Man beabsichtigt nicht, daß es geschieht, es ist ein stufenweiser
Prozeß, doch schlußendlich kommst du zur Realisation, daß
du eine Sucht hast. Eine echte Sucht. Und yeah, dies hat wirklich den
Tribut von meinem Leben und meiner Ehe gefordert. Ich kam auf ein Level,
wo ich in einer Phase ein oder zwei Kartons Alkohol am Tag trank. Das
ist sehr viel! Ich gelangte auf eine Stufe, wo ich morgens zum Frühstück
zwei Sixpacks hatte! Also war ich bis zum Mittag völlig betrunken.
Und das ging so jeden Tag."
Da begann es offensichtlich seinen Tribut vom Leben in der Band zu
fordern. Ging er je auf die Bühne, wenn er betrunken war? "Weißt
du was? So schrecklich wie es klingt und ich schäme mich wirklich
dafür, ja, ich tat das. Niemand würde das gedacht haben. Du
kannst von sovielen Menschen umgeben sein, doch du bist noch immer sehr
geschützt. Ich denke, ich kam an den Punkt, wo es zu so einem riesigen
Problem wurde und meine Ehe fing wirklich an, auseinanderzubrechen,
also vertraute ich mich der Band an, wie hart/ ernst es war. Es hat
sie alle umgehauen, besonders Peter. Ich erinnere mich an den Abend,
wir waren im Studio und haben einige Gesangsspuren aufgenommen. Wir
wollten die ganze Musik für das 'Step Up To The Microphone'-Album
einspielen und ich war dabei, den Gesang für 'Entertaining Angels'
aufzunehmen. Ich vertraute mich Peter an und begann mich zu öffnen,
erzählte einiges von den Sachen, die in meiner Ehe durcheinandergingen.
Und ihn hat es umgehauen. Ich denke nicht, daß er wirklich wußte,
wie er damit umgehen sollte. Es war sehr verwüstend für die
Band, weil sie auch nicht wußten, wie sie damit umgehen sollten."
Doch hat die Band nicht die Verschlechterung/ den Verfall in ihm gesehen?
Er überlegte: "Ich denke sie haben das,
aber manchmal, weißt du was? Wir können Sachen sehen, dch
manchmal wollen wir es nicht zugeben. Weil du verstehen mußt,
daß wir ein Teil einer großen Maschine sind. Es ist unsere
Karriere. Es ist unser Einkommen/ Lebensunterhalt. In der Tat sind viele
Familien mit daran beteiligt. Ihre Einkommen/ ihr Lebensunterhalt, ihre
Karrieren. Es ist eine große, gelderzeugende Maschine. Manchmal
willst du keine Probleme sehen. Soger wenn sie uns mitten ins Gesicht
schlagen. Sie schreien uns an. Doch manchmal entscheiden wir uns dafür,
sie nicht wahrzunehmen. Und manchmal, ehrlich gesagt, werden wir blind
für sie, auch wenn sie für andere, draußen, sehr hervorstechend
offensichtlich sein können. Es ist fast so, daß wir uns entscheiden,
blind zu sein und nicht diese Dinge wahrzunehmen, wenn wir es nicht
wollen."
War John auch jemals in illegale Drogen verwickelt? "Leider
ja, ich war es. Und noch einmal, das ist nichts, worauf ich stolz bin.
Ich schäme mich wirklich dafür. Besonders als ich die Band
verließ. Wie ich bereits sagte, es gab keine Zügel [mehr],
als meine Karriere mit der Band an ein Ende kam und ich mich den Newsboys
anvertraute und ich wurde gezwungen, zurückzutreten. Dann waren
alle Zügel/ Zwänge weggenommen und der Alkohl geriet völlig
außer Kontrolle, [und] der Gebrauch von Drogen. Ich kam an diesen
Punkt, wo ich hunderte Dollars dafür ausgab, einen Kokain-Rausch
zu haben. Wirklich, ich fing an, die Perspektive auf das Leben und [einfach]
alles zu verlieren."
Bisher haben John und ich über Drogen, Alkohol und Rock'n'Roll
gesprochen. Was ist mit Sex? John gab zu, sexuell mit anderen Frauen
zusammengewesen zu sein. Er erklärte: "Es
war nicht nur verwüstend für mein Leben, sondern es war verheerend
für meine Frau. Sie verließ mich. Sie nahm meine älteste
Tochter und ging zurück nach Australien. Meine Ehe war vorbei,
doch ich war geistig und gefühlsmäßig so durcheinander,
daß es fast so war wie 'Auf Nimmerwiedersehen!' zu sagen. 'Geh!'
Weil dies mir dann die Freiheit gab, wiiieeerrrklich richtig Party zu
machen und zu tun, was ich wollte. Ich habe einfach total jede Peilung
verloren. Zu dieser Zeit war ich aus der Band raus, so daß sie
mir nicht helfen konnten, weil sie soviel auf Tour waren. Sie wollten
helfen, doch was würden sie tun? Mir eine Leine anlegen und Polizei
spielen? Sie tourten durch das ganze Land. Niemand war da. Ich war nicht
mit einer Kirche/ Gemeinde verbunden. Ich war nicht mit ihnen [Anm.:
offenbar sind die Bandmitglieder gemeint] verbunden. Ich war ein Kerl
mit schönen 'Spielzeugen', schönen Autos, und ich hatte Zugang
zu Geld! Es war so, als gab es keine Zügel/ Zwänge mehr. Ich
verlor die Gottes-Perspektive. Grenzen wurden entfernt und ich verlor
total den Plan."
Er fuhr fort: "Einer der Vorzüge, einer
der 'Eigentümer' der Firma, der Band, zu sein, ist . . . Wir waren
sehr glücklich damit, an einem Ort zu sein, finanziell, wo viele
der 'Spielzeuge' - die 'Spendierhosen', der Rachen - für die Band
bezahlt wurden. Da gibt es viel, was mit dem Erfolg kommt und eines
der Nebenprodukte von Erfolg ist, daß du in einer Stellung bist,
wo du dich selbst mit jeder Menge schönen Spielzeugen umgibst.
Ich weiß, einmal fuhren wir mit dem Tourbus eine Straße
hinunter, wir kamen an diesem großartig ausschauenden Motorrad-Geschäft
vorbei. Also ich glaube, wir hielten an und kauften sofort einen kompletten
Satz 4-Rad-Bikes! Bezahlten dafür auf der 'MasterCard' oder mit
was auch immer. Wir liebten diese 4-Rad-Bikes, also kauften wir für
jeden ein 4-Rad-Bike. Dann liebten wir Motorräder, also kauften
wir jedem ein Motorrad. Und dann, wenn ein neues Motorrad herauskommt,
verkauften wir sie und würden jedem ein neues Modell kaufen, weißt
du das? Wie ich sagte, bei den Newsboys wurde hart gearbeitet, aber
auch 'hart' gespielt."
Als seine Tage in der Band hinter ihm lagen, während dann Johns
Lebensstil wie eine Spirale abwärts ging, lief es ebenso mit Depression
und Zweifel.
"Kannst du dir die Schlacht vorstellen,
als ein Mensch und mein eigenes Ego und mein eigener Verstand, daß
ich versuche zu kämpfen?", fragte er. "Jeden
Tag alles zu haben. Alles zu erreichen. In dieser unglaublichen Position
des Einflusses, des Erfolges, der Bekanntheit, des Ruhmes zu sein -
und nun habe ich ALLES davon verloren?! Es ist so, als ob meine ganze
Welt von mir vergewaltigt worden wäre. Mein ganzes Bewußtsein
für Wichtigkeit/ Wert, Bestätigung, mein Empfinden von Würde
wird von mir genommen und ich begreife: ich HABE NICHTS. Ich fühle
mich wie die leere Schale von einem Menschen. Von allem, was ich tue,
wird nichts für gültig erklärt. Es ist so, als wäre
ich total verloren. Ich bin zerbrochen. Die Bestimmung meines Lebens,
die Newsboys, ist gerade von mir genommen worden. Wie gehst du damit
um? Wie verarbeitest du das?"
Er setzte fort: "Und das ist der Grund,
warum ich so schnell rannte, wie ich konnte. Ich konnte der grausamen
Realität dessen, wer John James war, nicht ins Angesicht sehen.
Es war schrecklich. Ich haßte das Spiegelbild, was auf mich zurücksah.
Ich haßte die Augen, die auf mich zurückstarrten. Du weißt,
die Augen sind die Fenster zu meiner Seele! Und das ist es, warum ich
die Hälfte der Zeit ständig betrunken war oder unter dem Einfluß
von Drogen war. Ich HASSTE die Stille, Nachts im Bett zu liegen, denn
wenn ich je nüchtern war oder alle meine Sinne beisammen hatte,
würde das Herz und die Seele von John James betrachten. Und ich
konnte damit nicht umgehen. Ich konnte mich dem nicht stellen."
Fans werden sich erinnern, daß, als mitgeteilt wurde, John James
hätte die Newsboys verlassen, eine Erklärung herausgegeben
wurde, die aussagte, er würde nach Australien zurückgehen,
um einen Predigt-Dienst zu beginnen. Nichts hätte weiter von der
Wahrheit abweichen können. "Du mußt
das verstehen; Liebe bedeckt eine Menge von Sünden, weißt
du? Möglichweise, um mich zu schützen? Vielleicht um sich
selbst [Anm.: die verbliebenen Bandleute] zu schützen? Was wäre
besser gewesen? Zu sagen 'John ist ein Alkoholiker und ein Drogenabhängiger
und war untreu in seiner Ehe. Er treibt sich herum. Seine Frau hat ihn
verlassen.' Wie würde mir das geholfen haben? Ich denke, daß
Beste für mich, war wahrscheinlich, mich zu schützen. Meine
Frau und ich mußten mit genug Mist fertigwerden, mit den Zwängen
und alledem. So glaube ich, daß sie das für mich wirklich
'zugedeckt' haben und vielleicht war ein bißchen davon auch, der
Newsboys' beste Interessen zu schützen."
Als ein Gründungsmitglied der Band war John ein Miteigentümer
der Newsboys, wenn er also nach Australien zurückkehrte, haben
sie ihn dann noch immer finanziell unterstützt? "Ich
hatte keine finanzielle Unterstützung von der Band",
sagte er schlicht. "Meine Zeit mit der Band
war abgeha(c)kt und kam an ein Ende. Ich mußte einen Job bekommen.
Du mußt verstehen, in dem einen Augenblick konnte ich rausgehen
und alles kaufen, in der nächsten Minute sitze ich auf der Straße.
Ich kann nicht mal einen Toaster auf Kredit kaufen. Ich hatte nichts.
Ich habe buchstäblich alles verloren. Einer der zerdrückendsten
Momente, an die ich mich erinnere, war der Tag, wo ich in der Warteschlange
des Arbeits- und Sozialamtes stehen mußte. Und dann das Gespräch
- das war schwer. Ich brach fast zusammen und weinte in diesem Gespräch.
Ich war wirklich nicht qualifiziert dafür irgendwo einen Job zu
bekommen, also machte meine Frau diese kleinen Rührkuchen. Für
einige Jahre habe ich sie von Tür zu Tür verkauft. So verdiente
ich ein Einkommen."
Die Tatsache, daß John James noch immer verheiratet ist und heute
mit Gott sein Leben lebt, ist nichts anderes als ein Wunder. Die Geschichte
der Wende in seinem Leben begann sechs Monate, bevor er nach Australien
zurückkehrte, während er noch immer in den USA lebte. Seine
Schwester ist mit einem Pastor verheiratet. Eines Nachts wachte sie
mitten im Schlaf auf. John erzählte die Geschichte: "Sie
begann zu weinen und zu heulen wegen mir. Gott gab ihr einen Eindruck
in ihr Herz, daß meine Frau und ich etwas sehr Verwüstendes
durchmachten. Etwas ging ab bei uns; bis zu dem Punkt, wo sie die Nacht
schluchzend und weinend und betend für uns verbrachte. Ein paar
Monate später, eben davor als wir wieder hierher zurückkamen,
war meine Schwester auf einer Konferenz mit ein paar Tausend Menschen.
Und da war dieser Prediger von irgendwoher in Übersee zu Gast und
mitten in der Predigt, inmitten eines Meeres von Menschen, hielt er
auf und ging den Mittelgang nach außen hin und wählte meine
Schwester unter den vielen aus und bat sie aufzustehen und gab ihr das
ermutigendste Wort. Er sagte: 'Gnädige Frau, ich kenne Sie nicht,
doch Gott hat mir eine Botschaft für Sie gegeben. Ein Wort der
Ermutigung. Sie haben einen Bruder und ich sehe es, wie Gott sich auf
einer Rettungsmission befindet, um sein Leben zu retten. Gott wird sich
ausstrecken, Ihren Bruder herausziehen, ihn aus der Umgebung herausnehmen,
wo er ist. Denn die Umgebung, wo er im Augenblick ist, ist schädlich/
abträglich und zerstört sein Leben. Gott wird ihn da herausnehmen
und ihn zurückverpflanzen nach Australien, wo er erzogen/ genährt
und gesund und stark werden kann.' Einige Wochen nach diesen Geschehnissen
waren wir wieder in Australien, und: weder meine Schwester, noch der
Prediger wußten irgend etwas von dem, was in unserem Leben abging."
Wieder zurück in Australien, verpflanzten sich John und seine
Frau in die Gemeinde seiner Schwester, wo sein Schwager der Pastor war.
Er erinnerte sich: "Meine Frau hat buchstäblich
mein Leben gerettet. Es braucht zwei, die willig sind, für jede
Wiederherstellung und die Courage, die meine Frau zeigte und ihre Bereitwilligkeit
zu vergeben und an unserer Ehe zu arbeiten, war ein mutiger Schritt.
Das erste anderthalbe Jahr war die Hölle auf Erden - der Heilungsprozeß
war sehr schwierig. Ich bin glücklich, daß wir von wunderwaren
Leuten von unserer großartigen Gemeinde umgeben waren. Sie liebten
uns einfach und nahmen uns unter ihre Schwingen. Sie liebten uns nicht
für das, was wir waren oder was wir ihrer Gemeinde hätten
geben können, sondern daß wir einfach ein Paar waren, was
zerbrochen war, blutend, am Straßenrand ausgesetzt um zum Sterben.
Es war ihre Liebe und ihre Begleitung/ Betreuung, was uns auf dieser
Reise half. An manchen Tagen fühlten wir uns, als würden wir
gewinnen. An anderen Tagen dachten wir, wir würden verlieren. Doch
über die ersten zwei Jahre hinweg, waren sie fähig uns zu
begleiten/ betreuen und mit uns in einer Jüngerschaft zu sein.
An manchen Tagen waren sie einfach nur ein Ohr zum Zuhören, boten
uns nicht tonnenweise Ratschläge an. Manchmal waren sie einfach
da, um mit uns zu weinen."
Wenn du ein Fan von christlicher Musik bist, magst du überrascht
sein, zu hören, daß man die christliche Musikszene als eine
schädliche/ abträgliche Umgebung beschreiben kann. Dennoch,
für John James war sie das. Er erklärte: "Du
mußt das verstehen. Die 'Gospel Music Industrie' [Anm.: Christliche
Musikindustrie in den USA; in etwa gleichbedeutend mit dem anderen Schlagwort
'CCM'] ist, wenn ich es in dieser Fachsprache zusammenfassen kann, ein
großartiges Konzept. Ein organisiertes Werkzeug, um die Botschaft
von Christus durch Musik, durch Konzerte, durch Plattenfirmen nach außen
zu bringen - um die Botschaft zu verbreiten. Ein kraftvolles Werkzeug.
Die Industrie ist nicht das Problem. Das Problem sind die Leben der
Menschen in dieser Industrie, die durcheinander gebracht wurden [Anm.:
wortwörtlich: 'versaut' oder 'vermasselt' wurden...] und die die
Perspektive verloren haben, um was es da überhaupt geht. Es geht
inzwischen um das Geld, die Industrie, den Erfolg, den Ruhm. Wir haben
den Fokus [Anm.: = Brennpunkt!] verloren. Ich will, daß die Leute
das verstehen, weil sie mich manchmal fragen: 'Bist jetzt verbittert
gegenüber Erfolg, Geld, Ruhm und Position(en)?'. Ich sage, nein,
natürlich bin ich das nicht. Einfluß, Geld, Erfolg, Position(en),
das sind kraftvolle, unglaubliche Werkzeuge, die wir gebrauchen können,
um Massen von Menschen zu beeinflussen. Mächtige Werkzeuge! Diese
Dinge sind nicht das Problem. Geld, Erfolg, sie sind nicht das Problem.
Es wird dann problematisch, wenn wir es unseren Herzen erlauben, von
diesen Dingen verleitet zu werden, wo es nur noch um das Geld, nur noch
um den Erfolg, nur um MEINE Karriere, MEINEN Dienst geht. Genau da liegt
das Problem! Also ich habe nichts gegen diese Dinge. Man, ich hoffe,
daß ich eines Tages die Gelegenheit habe, Massen von Menschen
zu beeinflussen und die Ressourcen dafür, das zu tun. Wenn mir
diese Stellung wieder anvertraut wird, werde ich dir garantieren, daß
ich dieses Geschäft anders angehen/ tun werde, wegen meinem Verständnis
jetzt. Wegen meiner Perspektive und meinem Fokus jetzt."
Der Strand bei Mooloolaba ist einer der Besten an der "Sunshine
Coast" mit seinen goldenen Sanddünen und zu dieser Jahreszeit,
mit Sonnenschein in Hülle und Fülle. Da gibt es den faszinierenden
"Klo mit Ausblick", was aber nicht gerade das war, was ich
erwartet hatte. Statt einer Toilette mit großartiger Aussicht
auf den Ozean, bekommt man eine Toilette und ein Stockwerk höher,
über dem Klo, die Aussicht. Es ist ein Beobachtungsposten! Am Strand
baden die Menschen in der Sonne und Surfen, und Lebensretter haben ihre
Aufgabe, ein Auge auf die zu haben, die "strampeln" und Probleme
haben, immer bereit, die zu retten, die am Ertrinken sind.
Bei John James war es ganz klar Gott, der ein Auge auf ihn hatte. Trotz
dessen, daß er seine Seele durch Trinken ertrank, rettete Gott
ihn. So erinnerte sich John: "Als ich nach
Australien zurückkam, kann ich mich daran erinnern, daß das
Sein in der Gemeinde der Wendepunkt für mich war."
Seine Stimme setzte aus wegen seiner Emotionen, während er weiter
mitteilte: "Wir waren etwa drei Monate lang
wieder zurück, und ich saß in der Gemeinde mit meiner Frau.
Wir kamen eine halbe Stunde später und wir gingen zeitig, sodaß
wir mit niemand reden brauchten. Es war so schwierig, selbst einfach
nur in der Gemeinde zu sitzen, ganz hinten. Eines Tages ging der Prediger
- zu Gast aus Überseee - inmitten des Gottesdienstes mit rund 1.200
Leuten plötzlich den Mittelgang nach außen hin. Er kannte
meine Frau und mich nicht. Er bat meine Frau und mich, aufzustehen,
und es war, als hätte er unsere Post gelesen! Er gebrauchte Worte
wie: 'Der Erfolg und der Ruhm und die Bekanntheit ist nichts, verglichen
mit dem, wozu Gott dein Leben gebrauchen wird.' Es war solch ein Wort.
Versteh das mal; ich ringe mit der Schuld und der Schande, womit ich
mein Leben vermasselt habe. Es ist, als ob mein Leben abgewerted wird.
Gott könnte mich nie wieder gebrauchen. Und jetzt ist da dieser
Mann, der uns nicht kennt, nichts über unseren Hintergrund weiß
und er spricht Worte, daß durch diesen Heilungsprozeß, wir
an einen Ort kommen, von wo aus uns Gott mit großer Kraft gebrauchen
wird."
Er fuhr fort: "Wir knieten gleich weinend
und heulend nieder auf dem Boden! Und das war ein Katalysator, der neues
Leben in tote Knochen atmete. Es ist so etwas wie ein Wunder, was an
diesem Tag geschah. Etwas fand in meinem Innern statt. Es gab eine Umgestaltung
in meinem Leben an diesem Tag, sodaß die Schlichtheit und die
Macht und die Relevanz Gottes mich so sehr erfüllte, daß
Gott mir die Stärke gab, genau jetzt Schluß zu machen: Mit
dem Alkohol war Schluß. Auch wenn ich ein Alkoholiker war, irgendwie
war auf einmal Schluß damit. Mit dem Kokain war Schluß.
Keine Rehabilitation. Übernatürlicherweise passierte etwas
in meinem Leben an diesem Tag."
"Was tatsächlich verrückt ist,
daß der Prediger beim Pastoren-Ehepaar zum Mittagessen war. Sie
sagten: 'Weißt du wer das war?' Und er darauf so: 'Ich habe keinen
blassen Schimmer.' Und dann erzählten sie ihm unsere Geschichte
und er brach zusammen und weinte. Und an diesem Abend trafen wir ihn
wieder und er verbrachte Zeit mit uns, wo wir einfach nur miteinander
geredet haben. Was lustig daran ist, daß einen Monat später
diese ganze Sache wieder geschah! So ging es die nächsten Monate,
jeder Prediger von Übersee, der zu unserer Gemeinde kam, wählte
uns aus den vielen aus. Es war so, als würde Gott kontinuierlich
alles tun, was in seinen Fähigkeiten stand, bis zu der Stelle,
wo ich Leute in der Gemeinde kenne, die wahrscheinlich krank und müde
wurden, nur fragte ich mich, warum er immer uns auswählte. Es war
so, als ob Gott alles tat, was in seinen Fähigkeiten stand, ungeachtet,
wie wir uns fühlten, um zu [uns] sagen: 'Hört, ihr seid so
kostbar für mich. Auch inmitten dieser Hölle werdet ihr durchkommen,
ich bin direkt bei euch. Sogar, wenn du dich abgewertet fühlst,
als hätte dein Leben keine Bedeutung oder Bestimmung, laßt
mich sagen, ich werde dich gebrauchen, um noch immer große Dinge
zu tun. Ich möchte dich gebrauchen.' Das war so befreiend für
mich!
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Die
aktuellen Bandmitglieder trafen John James in Australien im Jahr
2000, als sie dort auf Tour waren und ihre Familien, Verwandthen
und Freunde besuchten. V.l.n.r.: John James, Duncan Phillips, Peter
Furler.
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Inmitten dieser ermutigenden Worte von Gott, gab es diese ernste Angelegenheit
einer Ehe, die wiederhergestellt werden mußte. John gab zu, daß
dies Zeit benötigte. "Ehrlich gesagt,
wünschte ich, ich könnte hier sitzen und sagen, daß
es über Nacht passierte. Doch wahrscheinlich dauerte es etwa zwei
Jahre. Das erste Jahr war SO schwer. SO SCHWER. Unzählige Stunden
der Beratung. Wir verbrachten Zeit mit Menschen, die uns einfach nur
lieb hatten und uns begleiteten/ betreuten. Ich mußte alles wieder
neu lernen, was es bedeutete ein Ehemann zu sein. Ein guter Ehemann.
Ich mußte umlernen, was es bedeutet, romantisch zu sein. Ich mußte
mir das Vertrauen meiner Frau wieder zurückverdienen. Ich hatte
ihr Herz gebrochen. Ich mußte ihr Vertrauen verdienen. Ich mußte
meiner Frau einen Grund geben, sich wieder ganz in mich zu verlieben."
"Ich begriff, entweder ist das Wort Gottes
wahr oder eben nicht. Entweder kann es mein Leben verändern, oder
eben nicht. Wenn es nicht dazu taugt, dann vergeude ich meine Zeit,
doch wenn es wirksam ist, dann werde ich alles tun, was ich kann, um
ihm zu erlauben, mein Leben zu verändern. Schlußendlich war
unsere Ehe eine wiederhergestellte Beziehung und seit damals hatten
wir [ja] auch Kinder. Es bedeutet nicht, daß ich ein perfekter
Ehemann bin, doch ich glaube, daß ich ein großartiger Ehemann
bin. Es fand eine Erneuerung meines Geistes statt. Die Erneuerung dessen,
was es bedeutet, ein Papi und ein Familienvater und ein Ehemann zu sein.
Mein komplettes Wertesystem hat sich verändert."
Es war kurz vor der Mittagszeit und John und ich saßen in der
Hotel-Suite, wo meine Frau und ich ein paar sonnige Tage am Strand genossen.
Meine Frau war weg, um im Gesundheitsbereich des Hotels verwöhnt
zu werden, während John und ich zusammen loslegten. Verglichen
mit der Person, die er war, als er den Newsboys vorstand, ist John [nun]
ein anderer Mensch hier zu Hause in Australien. Er gestand ein, daß
er [wohl] eines Tages nach Brisbane umziehen müsse, wenn die neue
Gemeinde loslegt, doch bis dahin genoss die Familie die Vorzüge
des Lebens an der "Sunshine Coast". Doch was macht er jetzt?
"Nun gut, du weißt, daß ich mir
manche Tage dieselbe Frage stelle!", lachte er. "Was
ich wirklich gerade tue in meinem Leben? Meine Frau und ich sind sehr
leidenschaftlich. Wir erzählen unsere Geschichte. Wir sind begeistert
vom Leben. Ich brenne für meine Kinder. Brenne für meine Familie.
Doch wenn ich das Vorrecht habe, zu Predigen/ zu Dienen, dann arbeite
ich viel mit den High School-Studenten. Ich LIEBE ES, in High Schools
zu gehen. Mit Teenagern zu arbeiten. Ich werde einer dieser Kerle sein,
solange sie mich lassen, der 80 Jahre alt sein wird und noch immer Jugendarbeit
macht! Ich liebe es, mit jungen Menschen zu arbeiten. Es liegt mir im
Blut. Ich liebe es, bei Konferenzen mitzuwirken, die sich mit Musik
beschäftigen, weil sie denken: 'Oh, John James von den Newsboys,
laßt uns ihn mitnehmen/ reinziehen!'. Doch ich komme von solch
einem anderen Blickwinkel."
Er lachte: "Ich kommen von einem total anderen
Betrachtungswinkel. weil sie etwas über das 'Wie?' und den Erfolg
hören wollen. 'Wie schreiben wir Nummer-Eins-Songs?' Doch ich komme
von diesem anderen Betrachtungswinkel und rede über Charakter,
Fundamente, Familie, Ehe, Integrität [Anm.: = Lauterkeit, Aufrichtigkeit,
Geradheit]. Und es ist fast so wie: 'Was ist das?! Wir wollen etwas
davon hören, wie schreibt man Nummer-Eins-Songs? Wie schreibt man
gute Musik? Wie tritt man auf der Bühne auf?' Also unterweise ich
sehr viel." Wie John James weiter ausführt: "Ich reise
sehr viel zu Gemeinden, doch die Sache, die mich im Moment wirklich
sehr inspiriert und auch David Evans, ist, daß wir darauf konzentriert
sind, die Wege für eine neue Gemeinde zu bahnen, ein geistlicher
Hirtendienst für eine Kirche/ Gemeinde im Jahr 2007 in Brisbane,
Queensland, Australien. Es ist sehr außergewöhnlich für
mich, denn ehrlichweise ist es eine Sache, von der ich gesagt habe,
daß ich sie NIE tun würde! Es ist umwerfend. Es ist so, als
ob es noch nicht so lange her ist, daß meine Frau und ich schwörten,
daß wir niemals mehr in Australien leben würden und jetzt
sind wir hier! Doch das Konzept des geistlichen Hirtendienstes und daran
beteiligt zu sein und einer Kirche/ Gemeinde einen Weg zu bahnen, reizte
mich nie. So grauslig das für mich ist, ich finde mich selbst dabei
wieder, wie ich begeistert werde und davon träume! Angerührt
werden in Bezug darauf, etwas Bedeutsames zu tun.
Weißt du was? Ich sehe es so: vielleicht
mag ich nie wieder auf einer Stadiumsbühne stehen und ein Teil
davon sein, große Volksmengen zu beeinflussen. Doch für mich
bestand die halbe Schlacht darin, zu Bereichen in meinem Herzen zu kommen
und in meinem Geist, daß für den Rest meines Lebens, Gott
mich einfach in einer Ecke der Welt gebrauchen möchte und ich da
vielleicht meinen Namen nie in Leuchtschrift sehe oder niemand die 'großen
Heldentaten' kennt. Doch wenn dies bedeutet, zu einer Gruppe von Jugendlichen
in einem High School-Klassenraum zu sprechen - 20 junge Leute? - dann
sei es so. Wenn es das ist, wo Gott mich haben will, bin ich vorbereitet
und kann sagen: 'Ja, Herr, ich werde es tun'. Oder hat John James noch
immer Sehnsucht nach der Begeisterung und dem dem Rausch der großen
Arenen? Mag ich das Konzept davon? Wer würde das nicht mögen!
Doch es kommt auf solche Bereiche an: 'Gott, wenn du mich eines Tages
wieder in diese Stellung bringst? Wunderbar! Doch wenn du es nicht tust,
bin ich vorbereitet, gehorsam, glücklich und zufrieden zu sein.'
Ich möchte es spüren, daß ich noch immer das Rennen
laufe und es an dessen Ende immer noch heißt 'Gut gemacht, du
guter und treuer Diener.'"
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John James während eines Radiointerviews von Rodney Olsen,
in der letzten Februarwoche 2006 (bei "Sonshine FM", einem
christlichen Sender aus Australien).
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Mich nach Hause fahrend von der Grillparty der Gemeinde am vorhergehenden
Sonntag, hatte mir David Evans anvertraut, daß John seit seinem
letzten Konzert mit den Newsboys keine einzige Note in der Öffentlichkeit
[mehr] gesungen hat und das auch nicht wollte. Für jemand, der
es genoss, daß die Welt ihm zu Füßen lag, während
er die die Klassiker seiner Band sang, erschien das wie eine sonderbare
Fügung von Schicksalen. Sicher gab es sehr viele Leute, die John
einen Solovertrag angeboten hätten. "Ich
habe seit sieben und einem halben Jahr nicht mehr gesungen, mit Ausnahme
für einen Freund von mir, Andrew Ironside, der mich bat, eine Stück
auf seinem Album einzusingen und ich machte das für ihn. Das war
wirklich schwierig. Ich habe nicht gesungen, seit ich die Band verlassen
habe und [ein] Teil davon ist der Reise der Heilung, auf der ich mich
noch immer befinde. Die Wahrheit dahinter ist, daß die Energie
meiner Fähigkeit zu singen das Team war - die Energie der Newsboys.
Es war eine Band. Es war Peter und ich. Es war die Energie einer Gruppe
von Freunden auf der Bühne. Ich selbst? Ich bin kein Solist. Ich
habe nie jemals geglaubt, daß ich wirklich eine großartige
Stimme hätte. Ich glaubte, daß ich ein großartiger
Unterhalter war. Ich hatte die Fähigkeit, Menschen mit auf eine
Reise zu nehmen, in dieser Band-Umgebung. Und außerdem sehe ich
es so, daß dies wahrscheinlich eines der Dinge war, bei denen
ich in der Lage war, mich daran festzuhalten. Sogar als meine Karriere
vorbei war, gab es mir für eine lane Zeit noch immer dieses Gefühl
von Wert/ Würde/ Wichtigkeit, weil die Menschen zu mir (auf)schauten
mit Ehrfurcht und [dann] so in dieser Art weggingen: 'Wow! Er ist der
Frontsänger von den Newsboys! Wow, wirst du singen?!'. Und ich
würde sagen, nein, ich singe nicht mehr. 'Oh, biiittteee, wirst
du singen?!' Doch ich hatte Angst, daß, wenn ich singe und ich
nicht den Erwartungen entspreche, die Auffassung von "WOW! Er ist
der Frontsänger von den Newsboys!" weg sein würde und
die Leute sagen könnten: 'Na so was, er ist wirklich kein guter
Sänger.'"
John James hat Großes durchlebt. Mit der Band hat er die Höhen
des Erfolges austariert und dennoch hat ihn das Leben in der Band fallengelassen
in die Tiefen der Verzweiflung. Durch das Wiederentdecken der bedingungslosen
Liebe Gottes und der Wahrheit, daß Gott keinen von uns abschreibt,
hat er die Liebe eines lange leidenden Leben wiederentdeckt und nun,
da die Dinge wieder auf geraden Pfaden sind, hat Gott ihm ein frisches
Empfinden für [seine] Bestimmung geschenkt. Für eine Zeitlang,
wird er zugeben, war es eine nahe Berührung mit dem Rande des Abgrunds,
doch es sieht so aus, daß seine Heilung beinahe vollständig
ist.
Zurück in Brisbane, verbrachten meine Frau Pippa und ich ein paar
Tage mit David Evans und dessen Frau. Es sieht nicht so aus, als wäre
das letzte Kapitel von Johns Heilung [noch] weit entfernt. David bekannte,
daß er John wirklich wieder singen sehen will und John selbst
gab zu: "Ich habe meine Hand angelegt bei
David, bei der Pionierarbeit für diese neue Kirche/ Gemeinde, um
im Musik-Bereich mit dabei zu sein, in Bezug auf Anbetung & Lobpreis
und Gesang und Führung der Lieder. Es wird so schwer werden. Man
denkt, nach mehr als 15 Jahren des Frontsänger-Seins käme
das so auf natürliche Art und Weise [wieder], aber für mich,
man, um ehrlich zu sein, ist das wahrscheinlich die 'grausigste' Sache,
die ich je in meinem Leben gemacht habe. Das ist ein Teil der Reise
meiner Heilung, wenn ich dort oben hin kann. Es geht nicht darum, wie
gut ich bin. Es geht nicht um die Menschenmenge. Doch es ist die Tatsache,
daß mich Gott gebrauchen möchte. Egal ob großer Sänger
oder nicht. Große Menschenmenge oder Kleine. Daß Gott sagt:
'Ich möchte durch dich singen. Öffne deinen Mund und singe
für mich.' Das wird ein einnehmender Augenblick für mich werden
an diesem ersten Tag!"
Mike Rimmer ««