Aus: family.de (Jahr 2005)
Autor: Christof Klenk
Web-Site: http://www.family.de
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»Ich versuche der
Held meiner Frau zu sein«
Der australische Popsänger
Paul Colman über Ehe, Familie und seine wechselvolle Musikerkarriere
In Australien war das Paul-Colman-Trio so erfolgreich, dass es kaum
noch Entwicklungsmöglichkeiten gab. Also zogen die drei mit ihren
Familien in die USA. Dort gewannen sie Preise und galten 2003 als große
Hoffnung am christlichen Pophimmel. Zwei Jahre später ist der Namensgeber
der Band alleine unterwegs und das hat auch mit seiner Familie
zu tun.
Frage, Christof Klenk (CK/ family):
Als Musiker sind Sie viel unterwegs.
Antwort, Paul Colman (PC): Etwa 150 Tage im Jahr, mit dem Paul-Colman-Trio
waren es noch mehr, bis zu 250.
CK/ family: Wie bringen Sie Musik,
Ehe und Familie unter einen Hut?
PC: Als ich noch mit dem Paul-Colman-Trio zusammen war, mussten
wir viel länger von zu Hause weg sein, um das Geld zu verdienen.
Jetzt bin ich alleine und muss mit niemandem teilen. Also kann ich weniger
Gigs annehmen und mehr Geld verdienen. Ich kann das jetzt viel besser
managen. Auf meiner letzten Tour durch die USA, bin ich zwischen Gigs
manchmal nach Hause geflogen. Wenn du Teil einer Band bist, muss jeder
heimfliegen können oder keiner. Ansonsten wird jeder sagen: Das
ist nicht fair.
CK/ family: Es ist schwierig eine Ehe
zu pflegen, wenn man viel unterwegs ist. Was tun Sie für Ihre Ehe?
PC: Ich habe gemerkt, dass unsere Beziehung wie ein Bankkonto
funktioniert. Wenn ich mit meiner Frau zusammen bin, muss ich die Zeit
nutzen, um den Kontostand zu erhöhen. Wenn ich weg bin, sinkt er
kontinuierlich ab. Ich kann den Kontostand bei meiner Frau erhöhen,
indem ich Dinge im Haus erledige und wenn ich Zeit mit ihr allein verbringe.
Wenn ich also nach Hause komme, werde ich sofort häuslich aktiv:
Geschirrspüler ausräumen, die Bettwäsche wechseln, meine
Frau ausschlafen lassen, mit den Mädchen frühstücken,
mit ihnen spazieren gehen. Und abends verbringe ich Zeit mit meiner
Frau kein Fernsehen, kein Internet, nur reden. Ich musste erst
herausfinden, was man tun muss, damit sich jemand geliebt fühlt.
CK/ family: Wie haben Sie das herausgefunden?
PC: Durch ein Buch.
CK/ family: Gary Chapman?
PC: Ja, Die fünf Sprachen der Liebe. Ohne dieses
Buch wäre ich vollkommen aufgeschmissen. Ich bin nicht intelligent
genug, um selbst drauf zu kommen. Ich richte mich einfach nach einem
Buch.
CK/ family: Wenn Sie nicht unterwegs
sind, holen Sie also Ihre häuslichen Pflichten als Ehemann nach.
PC: Ich habe das Glück, einen Job zu machen, den ich liebe.
Das Schwierige für mich ist, dass ich nie Freizeit habe. Wenn ich
auf Tour bin, arbeite ich sehr hart. Es ist nicht sehr glamourös.
Ich schlafe nicht viel. Wenn ich nach Hause komme, bin ich sofort aktiv
und versuche der Held meiner Frau zu sein. Einfach schlafen und entspannen
dazu komme ich eigentlich nicht. Ansonsten lebe ich wirklich
ein normales Leben.
CK/ family: Wie alt sind Ihre beiden
Töchter?
PC: Eineinhalb und dreieinhalb.
CK/ family: Hören Ihre Kinder
Ihre Musik?
PC: Ja, meine Frau spielt meine Musik die ganze Zeit im Auto.
Auf meiner CD One voice, one guitar Vol. 2 ist ein versteckter
Bonustrack, wo meine Tochter im Alter von zwei Jahren Fill my
cup (Song von Paul Colman, Anm. d. Red.) singt. Sehr lustig. Nur
Gitarre und Gesang. Ich habe das Album ohne Plattenfirma veröffentlicht.
CK/ family: Gab es Zeiten, in denen
Sie Schwierigkeiten hatten, die Milch im Supermarkt zu bezahlen?
PC: Ja. Ich habe gebetet, dass mich niemand erwischen würde,
wenn ich sie stehle. Nee, nur Spaß. Eine Zeit lang mussten wir
von 400 Dollar im Monat leben. In diesem Jahr haben wir in sechzehn
verschiedenen Wohnungen und Häusern gelebt. Wenn Leute in Urlaub
gingen, sind wir in ihr Haus gezogen. Ich habe einen Mann getroffen,
der ein Hotel betreibt. Er hat uns sechs Monate in seinem Hotel kostenlos
wohnen lassen in einem Raum mit einem Baby!
CK/ family: Wie habt ihr das als Familie
verkraftet?
PC: Es hat uns enger zusammengeschweißt. Wir hatten ein
Haus in Australien. Das hätten wir verkaufen können, aber
das wollten wir nicht, weil wir so hart dafür gearbeitet haben.
Einer vom Trio hat sein Haus in Australien verkauft und konnte dann
ganz gut leben, aber dann ging er zurück und hatte nichts. Ich
habe ihn in meinem Haus ein Jahr lang wohnen lassen. Also, es hat uns
enger zusammengebracht, obwohl ich gerade in diesem Jahr viel unterwegs
war zu viel. Das ist es nicht wert.
CK/ family: Die Finanzen sind ja ein
kritischer Punkt in vielen Ehen.
PC: Das stimmt. Ich denke, es gibt zwei verbreitete Haltungen
gegenüber Geld. Manche denken zu viel daran, andere gar nicht.
Ich bin einer der Menschen, die nicht genug ans Geld gedacht haben.
Ich habe mich schuldig gefühlt, wenn ich daran dachte. Dabei hat
Jesus mehr über Geld gesprochen als über irgendein anderes
Thema. Wenn du zwei Kinder versorgen musst, gehts ja nicht darum, Millionär
zu werden. Also musst du über Geld nachdenken. Ich musste das lernen
und es war sehr schwierig für mich. Ich weiß, wie viel ich
pro Monat verdienen muss, um unser Leben zu sichern. Also bemühe
ich mich darum.
CK/ family: Haben Sie je darüber
nachgedacht, einem Beruf mit festem Einkommen nachzugehen?
PC: Nein, das mache ich nicht. Ich war mal Lehrer. Das muss genügen.
Ich komme mit dem, was ich mache, auf ein ganz gutes Einkommen. Lehrer
ist ein guter Job, aber man macht fünf Aufführungen am Tag
für ein Publikum, das einen nicht mag. Ich mache eine Aufführung
pro Abend für ein Publikum, das mich mag.
CK/ family: Auf Ihrem neuen Album Let
it go singen Sie von Verzweiflung, falschem Stolz und Furcht
Abgründe, die auf den Vorgängeralben seltener vorkamen. Was
ist passiert?
PC: Ich bin in meinem Leben an einen Punkt gekommen, wo ich keinen
inneren Frieden mehr hatte. Ich fragte alle Menschen in einem Umfeld:
Was seht ihr in meinem Leben im Moment? Und fast alle sagten
das Gleiche: Du bist ein großartiger Kerl, aber du bist
voller Furcht. Und die Furcht verhindert, dass deine Persönlichkeit
zum Tragen kommt. Diese Furcht sorgt dafür, dass du Dinge kontrollierst.
Du versuchst dein Leben am Schopf zu packen und es auszudrücken.
Jesus sagte aber: Wenn ihr euer Leben behalten wollt, werdet ihr
es verlieren. Wenn ihr aber euer Leben verliert um meinetwillen, werdet
ihr es finden. Ich habe damit angefangen, mein Leben loszulassen
und Gott zu vertrauen. Gott hat immer einen Plan. Nur habe ich nie auf
Gott gewartet. Ich bin immer voraus gerannt. Für mich heißt
es jetzt zurückzutreten und zu fragen: Gott, was machst du?
Darum gehts auf diesem Album. Das Album bedeutet mir viel, weil es diesen
Prozess beschreibt.
--Christof Klenk ««