Aus: RevivalTown (vom 24. März 2004)
Autor: Andreas Terfloth
Web-Site: http://www.revivaltown.de
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Wir müssen einfach
wieder zurück zu Jesus
Interview mit Paul Colman
Ende 2003 hatten wir die Gelegenheit, mit Paul Colman, Frontmann der
Band Paul Colman Trio (PC3), ein ausführliches Gespräch
zu führen. Wie Ihr vielleicht gehört habt, hat sich die Band
mittlerweile aus hauptsächlich finanziellen Gründen aufgelöst,
Paul Colman arbeitet jetzt als Solist weiter. Trotzdem wollten wir Euch
dieses Interview nicht vorenthalten, weil wir denken, dass Paul einige
sehr interessante Dinge zu sagen hat, die auch in der christlichen Musikszene
nicht selbstverständlich sind!
Frage, Andreas Terfloth (RevivalTown):
Warum seid ihr nach Nashville in die Staaten gezogen. Nur wegen der
besseren Marktsituation?
Antwort, Paul Colman (PC): Ja, hauptsächlich deswegen. Ich
vermisse Australien total und würde lieber in Europa, als in Amerika
leben, aber wir probieren in Amerika Geld zu verdienen um dann nach
Europa kommen zu können. Amerika ist einfach der Ort, in den man
als christliche Band leben muss. Es hat einfach den größten
Markt der Welt. So ist es einfacher für uns dort. Obwohl, eigentlich
verdienen wir noch nicht wirklich Geld. Es ist dort alles sehr teuer
RT: Gibt es irgendwelche Probleme,
sich in die amerikanische Gesellschaft zu integrieren?
PC: Oberflächlich gesehen nicht, aber tief innendrin, je
länger Du in einem Land lebst, das nicht Dein eigenes ist, desto
frustrierender wird es. Und es liegt nicht daran, dass Du die Leute
nicht magst, aber es ist einfach nicht Deine Heimat. Dann vermisst Du
die Umgebung in der Du aufgewachsen bist, den Sport den Du kennst, das
gewohnte Essen,...
RT: Was für Essen vermisst Du?
PC: Naja, amerikanisches Essen ist so verzuckert, australisches
Essen ist viel gesünder. Überall ist zu viel Zucker drin:
im Brot, in der Schokolade ich vermisse australische Schokolade,
oder europäische Schokolade....
- zufälligerweise
habe ich eine Tafel Schokolade dabei, die ich PC anbiete :)
-
Wow, was ist das? Danke schön. Deutsche, holländische, schwedische,
dänische Schokolade, sind alle besser als amerikanische.
RT: Welche ist die beste?
PC (beißt in die Schokolade): Deutsche Schokolade,
die meisten sagen die Schweizer wäre die beste, aber die ist gut...wow.
RT: Leider ist Paul Colman Trio noch
nicht so bekannt in Deutschland. Wie würdest Du einer Person, die
euch noch nie gehört hat, euren Musikstil beschreiben...
PC: Die deutschen mögen normalerweise Musik, die etwas härter
ist als unsere. Unsere Musik ist kein wirklicher Hardrock, aber es ist
auch nicht nur Akustikrock. Was ich denke ist, dass die Leute in Märkten,
wo der Musikstil nicht so beliebt ist, die Musik mögen, weil sie
sehr interaktiv ist, Spaß macht und das Publikum mit einbezieht.
So denken sich die Leute: Das ist jetzt zwar nicht mein Lieblingsmusikstil,
aber ich mag die Band, weil ich eine gute Zeit habe. Wir haben jetzt
5 oder 6 Konzerte in Deutschland gespielt und ich denke, dass die Deutschen
deshalb so gut reagiert haben, weil unsere Musik einfach Spaß
macht und sie miteinbezieht.
RT: Welche Musik hörst Du in Deiner
Freizeit?
PC: Hauptsächlich säkuläre Musik. Ich liebe Künstler
die über was Bedeutsames singen..
RT: Was hälst Du dann von Britney
Spears und ähnlichen Künstlern?
PC: Ich denke Britney Spears ist ein ganz schlechtes Vorbild
für junge Mädchen. So wie sie sich benimmt ist sie ein furchtbares
Vorbild. Sie verwandelt sich in eine anzügliche Person. So wie
sich photografieren lässt, was sie in den Medien zu sagen hat,
beeindruckt mich kein bisschen. Ich liebe Bands wie U2, die über
was Spirituelles singen, aber auch sehr gute Musik machen.
RT: Du hast mal gesagt, dass eure Musik
sehr ähnlich zu Kneipenrock ist. Wie wichtig sind Kneipen
in eurer Bandgeschichte?
PC: Alle von uns haben als Musiker in Bars angefangen. Das bedeutet,
dass Du für die normalen Leute spieltst und nicht für die
Kirche. Es ist eine harte Umgebung und wenn Du nicht gut bist, dann
ist Dein Publikum nicht besonders freundlich. Das gute daran ist, dass
Du sehr schnell lernst die Leute zu unterhalten. Viele christliche Bands
spielen nur auf christlichen Festivals, weil sie so religiös sind.
Paul Colman Trio kann entweder auf einem christlichen Fest spielen oder
in der Kneipe, das ist egal.
RT: Lass uns über Eure neue CD
reden. Warum gibt es zwei Versionen von einem Album, das One
(eins) heisst?
PC:...und von einer Band mit 3 Leuten ist. Wir haben schon 6
Platten in Australien veröffentlicht, so dass dort schon 3 Songs
bekannt waren. Wir wollten nicht, dass sie die Lieder noch mal kaufen
müssen und der Rest der Welt kennt sie ja noch nicht. Deshalb gibt
es die Extra CD für Australien und Neuseeland, auch um den Australiern
zu zeigen, dass wir uns noch um sie kümmern.
RT: Was ist der Unterschied zu eurem
vorigen Album New Map of the World?
PC: Ich denke, dass es wie ein anderes Kapitel im gleichen Buch
ist. Es ist immer noch die gleiche Musik. Es gibt zwei große Unterschiede.
Der Sound ist transparenter und die Texte wurden alle in Amerika geschrieben.
One zielt auf Christen und das hat es bei einer PC3 CD vorher
noch nicht gegeben. Es soll sie ermutigen und herausfordern. Allerdings
ist es immer noch die gleiche Band, so ist es natürlich ähnlich
RT: In eurem Titelsong One
geht es um die Gemeinde und wie sie sein sollte. In welchen Bereichen
müssen wir uns als Gemeinde verändern?
PC: Wow, gute Frage. Im Moment denke ich darüber nach, wie
ich mich verändern kann, nicht wie ich die Gemeinde verändern
soll. Aber ich denke, dass die Gemeinde das braucht, was ich auch brauche.
Und das ist, dass wir die Liebe Gottes mehr verstehen und weniger probieren,
etwas für ihn zu tun. Das hätte zu Folge, dass wir weniger
religiös wären und viel intensivere Beziehungen aufbauen würden.
Wir haben so eine große christliche Kultur, ich weiß nicht,
wieviel das überhaupt noch mit Gott zu tun hat . Ich denke wir
müssen einfach wieder zurück zu Jesus. Mehr zu Jesus und weniger
auf die christliche Kultur achten. Die christliche Kultur ist entstanden,
weil wir Jesus nachfolgen und wir müssen uns auf Jesus konzentrieren,
nicht auf die Nachfolger. Das ist es, was ich tun muss und das ist es
was jeder tun muss.
RT: Es gibt eine Liste mit 50 Punkten
an denen man rausfinden kann, wie verrückt man nach dem PC3 ist.
Der erste Punkt lautet: Ich habe Paul Colman gefragt, ob er mein Baby
signiert. Hast Du das wirklich gemacht?
PC: Wir haben ein Baby signiert, das war in Australien, und ich
dachte die Eltern sind verrückt, aber sie wollten, dass wir das
tun.
RT: Und wie gehst Du mit solchem Fanruhm
um?
PC: Ich denke, dass wir alle gute Frauen haben und sie mögen
keine Rockstars, sondern sie wollen einfach normale Ehemänner haben.
Wenn Du auf Tour gehst und anfängst zu glauben, dass Du was besseres
bist, dann merkt das meine Frau zu Hause, weil ich ihr fremd vorkomme.
Wir haben das alle schon durchgemacht und es funktioniert einfach nicht.
Für mich persönlich, ich hatte in meinem Leben mehr Ablehnung
als Annahme und so fühle ich mich in meinem Herzen noch mehr abgelehnt
als geliebt.
Wenn jetzt Leute sagen, dass ich großartig bin, dann kann ich
das nicht glauben. Vielleicht komme ich so rüber, aber tief in
mir drinnen habe ich große Probleme damit zu glauben, dass ich
OK bin, nicht großartig. Es gibt Zeiten in denen man etwas arrogant
wird, aber Gott holt einen wieder auf den Boden der Tatsachen zurück
Glücklicherweise ist er immer da, um einen aufzufangen. Dazu kommt
noch, dass Du mit Leuten unterwegs bist, die Du sehr gut kennst. Ich
kann vielleicht den Konzertbesuchern etwas vormachen, aber nicht meinen
Freunden.
Im Moment fühle ich mich nicht besonders arrogant, sondern einfach
als eine Person die Musik macht und Gott folgt und probiert sein bestes
zu geben.
RT: Hast einen Lieblingsbibelvers?
PC: Mein Liebingskapitel ist Jesaja 53, dass über Jesus
berichtet, 600 Jahre bevor er geboren wurde. Ich liebe einfach diesen
Vers (zitiert auswendig): Er wurde verachtet, von allen gemieden.
Von Krankheit und Schmerzen war er gezeichnet. Man konnte seinen Anblick
kaum ertragen. Wir haben ihn gemieden, ja wir haben ihn sogar verachtet.
Dabei war es unsere Krankheit die er auf sich nahm, er litt die Schmerzen,
die wir hätten ertragen müssen. Ich denke, dass ist eine
wunderschöne Passage und ich habe einen Song über Jesaja 53
geschrieben, vielleicht ist er fürs nächste Album fertig
RT: Euer Bandmotto ist: Liebe
Gott und liebe Deinen Nächsten. Wie setzt Du das in Deinen
Alltag um?
PC: Wenn es Dein Lebensziel ist, Gott und Deinen Nächsten
zu lieben, dann entscheidest du nicht, welcher Teil vom Tag wichtiger
ist. Es ist egal. Ich habe christliche Sänger gehört, die
sagen, dass sie vor einer missionarischen Möglichkeit beten. Aber
was ist eine missionarische Möglichkeit ? Für Gott ist es
gleich, ob Du eine Person liebst, oder 1000. Er sagt immer noch liebt
mich und liebe Deine Nächsten und auch im Himmel werden wir
nichts anderes tun. Und wenn Menschen zu Jesus finden, ist das Folge
davon, dass wir Gott und unseren Nächsten lieben und nicht andersrum.
Es ist egal ob wir jetzt einen Soundcheck machen oder einen Auftritt
haben oder schlafen. Für Gott macht das keinen Unterschied.
RT: Es
gibt da eine witzige Geschichte über euch und Feuerwerk. Was hat
es damit auf sich?
PC: In Australien sind Feuerwerkkörper verboten, aber in
Amerika kann man sie an jeder Straßenecke kaufen. Und weil wir
nie welche hatten, seit wir kleine Kinder waren..... naja wir sind in
das Geschäft rein, haben uns wie kleine Kinder benommen und uns
dann eine nette Ecke in der Nähe vom Highway gesucht und sie alle
hochgejagt. Das war fantastisch. Es war ein Riesenspass, allerdings
sehr teuer..
RT: Vielen Dank für das Gespräch,
Paul.
--Das Interview führte Andreas Terfloth ««