Aus: "teensmag 06_2003" (November/Dezember)
Autor: Deif Kilchör
Web-Site: http://www.teensmag.net
»» Newsboys/ /
15 Jahre und zehn Platten und immer noch so
cool
Jeff Frankenstein // Phil Joel // Peter Furler
// Jody Davis // Duncan Phillips |
Discographie/ /
1988 |
1990 |
1991 |
1992 |
1994 |
1996 |
1998 |
1999 |
2000
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2002 |
2002 |
2003 |
Doppeltes Jubiläum: Seit 15 Jahren sind die Newsboys im Musikbusiness.
Und mit dem aktuellen Worshipalbum "Adoration" haben sie nun
zehn Studioalben auf dem Markt. Was macht die Band bloß zu den Top-Acts
der christlichen Szene?
Ich
gestehe, so ganz objektiv bin ich nicht. Hin und wieder brauche ich
die Newsboys-Coolness am Morgen. Ich stecke mir die Kopfhörer in
die Ohren, höre ihre Scheibe über Discman während ich
die Wohnung verlasse und fühle mich cooler, als ich wirklich bin.
Wenn sie gleich zu Beginn mit harten Riffs zu "Giving It Over"
starten und Sänger Peter Furler mit rauher Stimme dröhnt:
"I was a teen flat-liner on the joy screen,
dead in the water of life as we knew" (was etwa soviel heißt,
wie: "Auf dem Monitor der Fröhlichkeit flimmerte bei mir als
Teen nur eine Nullkurve, ich war tot im Wasser des Lebens, wie wir wussten."),
dann pulsiert Leben in meinen Adern, was ich sonst frühmorgens
gar nicht kenne. Das schaffen nur die Zeitungsjungen.
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Band/
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Peter Furler
Gitarre, Gesang
Australien
Jeff Frankenstein
Keyboards, Gesang
USA
Jody Davis
Gitarre, Gesang
USA
Duncan Phillips
Schlagzeug
Australien
Phil Joel
Bass, Gesang
Neuseeland |
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»Wir müssen uns nicht mehr beweisen,
dafür sind wir zu alt« |
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Discographie/
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Read All About It (1988)
Hell Is For Wimps (1990)
Boys Will Be Boyz (1991)
Not Ashamed (1992)
Going Public (1994)
Take Me To Your Leader (1996)
Step Up To The Microphone (1998)
Love Liberty Disco (1999)
Thrive (2002)
Adoration: The Worship Album (2003) |
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Außerdem/ /
Shine: The Hits (2000)
Newsboys Remixed (2002) |
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Bekenntnis zum Modern-Rock
Für wirklich cool halte ich sie offen gestanden erst seit ihrem
Album "Going Public" von 1994. Der Abräumer der Scheibe,
"Shine", hatte diesen absoluten Mitsing-Refrain und krachte
dennoch gehörig aus den Boxen. Seit 1988 hatten sie damals noch
in anderer Besetzung schon vier pop-rockige Scheiben veröffentlicht.
"Going Public" aber war nicht nur der Schritt in die Öffentlichkeit,
wie der CD-Titel andeutet, sondern vor allem ein erstes Bekenntnis zum
Modern-Rock. Davon waren auch ihre nächsten beiden Scheiben geprägt,
die in den Vereinigten Staaten die Hallen füllten und in den frommen
Charts einen Nummer 1-Hit nach dem anderen landeten.
Aufblasbare Arena
Dann wagten sie etwas Neues: "Love Liberty Disco", eine Retro-Rock-Scheibe
mit zehn Tracks und einer Spielzeit von nur rund 33 Minuten. Ein kurzes
Vergnügen, das nicht nur Anhänger sondern auch harsche Kritiker
fand: "Es war ein Test", erklärt
Phil Joel, der Bassist und gelegentliche Sänger. "Wir
mussten mal etwas anderes ausprobieren." Und auch für
ihre Auftritte ließen sich die Newsboys etwas Neues einfallen:
Eine aufblasbare Arena wurde angefertigt und bei der erfolgreichen "Love
Liberty Disco"-Tour traten sie darin auf, anstatt Hallen zu füllen
Soloprojekte
Kurz vor dem Jahrtausendwechsel kam die Zeit der Solo-Projekte. Bandleader
Peter Furler gründete eine eigene Plattenfirma mit dem Namen "Inpop"
und nahm als ersten Künstler seinen Bandgenossen Phil Joel unter
Vertrag. Dieser brachte kurz darauf "God Is Watching Over You",
ein ziemlich Newboys-gestyltes Album, auf die Ladentische. In derselben
Zeit veröffentlichte auch Gitarrist Jody Davis ein erstes Album,
das aber im Rummel um Phil Joel und einige andere gewichtige Neuerscheinungen
mehr oder weniger sang- und klanglos unterging.
Erste Best-Of
Zu den Soloprojekten passt immer auch hervorragend ein Best-Of-Album,
das prompt erschien, gespickt mit einigen neuen Liedern. Einer davon,
"Joy", mauserte sich daraufhin zu einem verbreiteten Worship-Hit.
Damit und mit einem anderen Song, "Praises", legten die Newsboys
das Fundament zu einer neuen Phase, die bald anbrechen sollte: Eine
Zeit der "Anbetung". Auf "Thrive" gingen sie im
letzten Jahr einen Schritt weiter im Bereich Worship und boten einige
sensationelle Melodien. Darunter der Titel "It Is You" ("Du
bist es"). Peter Furler hatte den Song ursprünglich für
andere Musiker geschrieben, aber seine Frau sagte ihm: "Wenn
du den Song verschenkst, muß ich dich leider umbringen."
Furler wollte noch nicht sterben und beschloss, den Song mit den Newsboys
einzuspielen. Und prompt stieß "It Is You" an die Spitze
der christlichen Charts, wo er sich sechs Wochen lang wacker hielt -
neuer Rekord für die Band. Nummer Eins Hits sie schon eine ganze
Reihe, aber keiner war so lange obgeblieben.
1995 in alter Besetzung
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Anbetungsalbum
Der Erfolg brachte auch eine Menge verkaufter Alben mit sich: Über
drei Millionen gingen über die Ladentische. Und natürlich
war die Richtung Anbetung nun definitiv angepeilt. Die Newsboys nahmen
ein ganzes Worship-Album auf, wie mittlerweile schon einige Bands vor
ihnen. "Adoration" ("Anbetung") heißt nun
das zehnte Studioalbum. Die Kritiken waren schlecht: Zu viel Programming,
zu wenig eingängig, so soft, hieß es. Aber Kritik bring die
Jungs nicht mehr aus dem Konzept. "Wir müssen
uns nicht mehr beweisen", sagt Peter Furler, "dafür
sind wir zu alt."
Macht Gottes Reich cool?
Vermutlich ist auch das ein Grund, warum sie so unglaublich cool sind.
So cool, dass ich mir schon selbst cool vorkomme, wenn ich sie nur höre.
"Wir sind da, um die beste Musik zu machen
und um zuerst nach Gottes Reich zu trachten", sagt Furler
gelassen. Noch ein Grund: Dieses Reich Gottes ist es also, das schon
hier auf der Erde cool ist und es für immer bleiben wird. "Ich
denke ununterbrochen an Gottes Reich", fügt Furler
hinzu. "Es liegt großer Friede darin.
Du spielst deine Musik, du legst die beste Show hin, die du kannst.
Und jeder von uns ist verwurzelt im christlichen Glauben. Dadurch ist
eine große Einheit da." Dazu gehört für
die Newsboys auch, das Talent des anderen zu respektieren und einander
zu lieben. "Hier ist kein Platz für
Egotrips: Wir haben Familien, wir sind alle verbunden mit örtlichen
Kirchen. Wir genießen jeden Auftritt und wir sind glücklich,
Musik machen zu können", sagt er zum Schluss. Cool.
Text_Deif Kilchör ist ein nicht ganz so cooler
- aber dafür schreibender - Zeigungsjunge. ««
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