Aus: "TeensMag 6/1998" (November/Dezember 1998)
Autor: Andreas Plenter
Web-Site: http://www.teens-mag.de
»» Frankenstein als Zeitungsjunge
- Die Newsboys in Europa
"Leider glauben wir viel zu selten, dass wir
wirklich etwas ändern können"
Aus vielen Hollywood-Streifen kennen wir diese Szene: Ein Junge
radelt am Sonntag Morgen auf seinem Mountainbike um die Ecke, greift
zu einer Zeitung und schleudert sie mit voller Wucht über die Hecke
gegen die Eingangstür.
Durch den Knall schreckt unser Star aus seinem unruhigen Schlaf hoch
und kann nur noch dem Zeitungsjungen hinterherfluchen.
Gleich eine ganze Bande dieser "Zeitungsjungs" besuchte im
August das EC-Festival in Bad Liebenzell. Obwohl die World-Tour der
Newsboys über 900.000 Leute sahen, ist die australisch- neuseeländisch-
amerikanische Band in Europa bisher kaum bekannt. Im Juli kam das neue
Album "Step Up To The Microphone" auf den Markt. Grund genug
also, ein Bandmitglied vor selbiges zu zerren! Diesmal war Frankenstein
selbst das Opfer, und zwar Jeff Frankenstein (kein Künstlername!!!),
der Keyboarder.
Zoff mit den Eltern
Von seiner eigenen Teenager-Zeit ist Jeff noch einiges hängen geblieben:
"In der 7. Klasse war ich als Klassensprecher gewählt worden
und das war echt eine harte Zeit. Alle hassten mich und ich wusste gar
nicht warum. Teenager können ganz schön gemein sein. Aber
ich habe auch gute Erinnerungen an die Highschool und viele Freundschaften,
die bis heute bestehen."
Manchmal hat Jeff seine Eltern fast bis zur Weißglut getrieben.
Lachend erinnert er sich: "Ja, es gab eine Zeit, in der ich so
richtig rebelliert habe. Ich habe getestet, wie weit ich gehen konnte.
'Leider' saßen meine Eltern am Ende immer am längeren Hebel.
Ich wollte ja nicht rausfliegen. Ich denke aber, dass jeder da durch
muss, Eltern und Teenager!" Allerdings sieht er die Sache mittlerweile
mit anderen Augen: "Heute ist es sicher schwer, eine Familie zusammenzuhalten.
Deshalb denke ich, sollte man vor allem seine Eltern respektieren. Man
muss ja nicht mit allem einverstanden sein, aber sie haben quasi alles
schon vor einem erlebt und erfahren. Sie wissen einfach vieles, was
wir nicht wissen. Ich wünschte, ich hätte öfter auf sie
gehört."
Weltverbesserer
Zur Zeit arbeiten die Newsboys mit TeenMania Ministries zusammen. "Das
ist eine Organisation in den Staaten, die mehr als 10.000 Teenager jährlich
in den Sommerferien auf Missionstrips schickt. Das ist eine großartige
Sache. Und wir als Band wollen das unterstützen."
Jeffs eigenes Leben hat sich nämlich durch eine Missionsreise nach
Panama radikal verändert. Herausgerissen aus dem täglichen
Komfort wurde er konfrontiert mit der Armut der Menschen dort. Trotzdem
wirkten sie zufrieden und waren frohe Christen. "Das hat mich richtig
geschockt. Ich dachte, wir in den USA haben doch wirklich alles und
trotzdem versuchen wir immer noch, die Leere unserer Seele mit irgend
etwas auszufüllen. Und als Band dachten wir, es wäre eine
perfekte Kombination, mit TeenMania zusammenzuarbeiten." Die Newsboys
wollen mehr als nur auf Tour gehen und viele CDs verkaufen. Deshalb
haben sie jetzt auch gemeinsam mit TeenMania eine Broschüre herausgebracht,
in der sie mit Songs- und Bibeltexten und persönlichen Statements
dazu ermutigen, auch für Jesus aktiv zu werden. Teenager sollen
"World Changer" werden.
Ganz schön abgefahren
"Aber ist das nicht zu krass?" fragte ich. "Was kann
denn der Einzelne schon tun?" Jeff fällt mir ins Wort: "Ich
denke nicht, dass das so ist. Leider glauben wir viel zu selten, dass
wir wirklich was ändern können. Wir sitzen zu Hause, sehen
die Nachrichten über Katastrophen, Hunger und Armut. Wir sind schon
so abgestumpft, dass wir uns oft gar nicht mehr vorstellen können,
dass das die Realität ist. Aber die Bibel spricht von Hingabe!
Wir sollen uns um die Armen kümmern."
Die Newsboys versuchen jedenfalls für Jesus aktiv zu sein. Das
drückt ja auch schon der CD-Titel "Step Up To The Microphone"
(Steh auf und sag was!) aus. "Wenn du wirklich glaubst, dass die
Bibel wahr ist und wenn du die Liebe Gottes erlebst, dann musst du doch
einfach davon weitererzählen und brauchst dich auch nicht dafür
zu schämen."
Jeff kann es allerdings auch verstehen, wenn man seinen Glauben nicht
so offen lebt. "Als Christ wirkt man einfach ganz schön abgefahren
für viele. Das steht ja auch schon in der Bibel, dass der Glaube
für andere Unsinn ist (1. Korinther 2, 14). Wir als Band können
nur dazu ermutigen, zu seinem Glauben zu stehen."
Auch Geschirr abwaschen
Es ist für die Bandmitglieder aber auch nicht einfach, jeden Abend
auf einer anderen Bühne zu stehen und immer die Ermutigten zu "spielen".
Und dann stellen sie sich auch selbst in Frage: "Singe ich von
Jesus, weil es die Leute hören wollen oder glaube ich das wirklich?
Und genau darum geht es auch auf der neuen CD: wir stellen uns viele
Fragen und erkennen, dass wir nicht alle Antworten haben. Weil wir so
bekannte Musiker sind, meinen einige, für uns wäre das Leben
nur rosarot. Das stimmt aber überhaupt nicht! Wir schlagen uns
mit den gleichen Problemen herum wie jeder andere auch. Mein Geschirr
muss auch abgewaschen werden."
Ein Bibelvers hat die Newsboys in der letzten Zeit ganz schön herausgfordert.
Jeff: "Jesus sagt: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, so wird
euch das alles zufallen (Matthäus 6, 33). Wir sind recht erfolgreich
hier in den Staaten. Wir fragen uns langsam, warum wir das alles tun,
ob das unsere Erfüllung ist. Aber wenn wir zuerst nach Gottes Reich
trachten und er uns als Band haben will, dann kommt auch der Erfolg,
weil wir dann in seinem Willen leben. Andersherum funktioniert das nicht
und das hat uns stark berührt."
Die Bibel scheint Jeff wirklich zu faszinieren. Immer wieder zitiert
er frei, und es klingt nicht auswendig gelernt, sondern als wenn es
einfach zu seinem Leben dazugehört: "Die Bibel ist zwar das
meistverkaufte Buch, aber auch das am wenigsten gelesene.! Die Antworten,
nach denen wir suchen, können wir alle in ihr finden. Sie warten
nur darauf, gelesen zu werden."
Studio im Schlafzimmer
Mit der neuen CD sind die Newsboys mal wieder ganz groß dabei.
In die regulären "Billboard-Charts" der USA sind sie
von 0 auf 61 eingestiegen. Acht Monate haben sie gebastelt und getüftelt,
bis ein wirklich modernes Rockalbum herauskam. "Als wir ins Studio
gingen, hatten wir 30 Songs zur Auswahl. Wir waren uns nicht sicher,
was passieren würde oder wie alles klingen sollte. Dort haben wir
dann außer zweien keinen dieser 30 Songs genommen, sondern alle
erst im Studio geschrieben."
Obwohl die Newsboys in der großen Musikerstadt Nashville leben,
haben sie Schlafzimmer des Sängers Peter Furler ihr eigenes Studio
eingerichtet. Sie wollten diesmal alles selbst machen. "Das ist
sicher ein Grund, warum auf dieser CD alles so ist, wie wir es wollten.
Und es ist definitiv unser bisher bestes Album."
Und das trotz oder gerade wegen zweier großer Veränderungen:
Gründungsmitglied und Frontmann John James stieg aus, um nun als
Redner und Autor herumzureisen. Und auch die Produktion haben sie diesmal
in die eigenen Hände genommen. Bisher saß ihr guter Freund
Steve Taylor an den Reglern. "Es war eine gute Zeit mit Steve.
Aber wir dachten, es sei Zeit, nach vorne zu schauen." Viele vermuteten
ja Steve als den heimlichen Bandleader, doch das kann Jeff überhaupt
nicht akzeptieren: "Wir wussten immer, was wir sagen wollten, doch
konnten wir es nicht so gut umsetzen. Steve ist darin wirklich ein Meister.
Auf dieser CD haben wir es einfach selbst versucht." Der frühere
Drummer Peter Furler (ebenso Glatzkopf wie John James) entpuppte sich
dabei als solch ein begnadetes Kehlchen, dass man sich fragt, warum
der sich so lange versteckt hielt.
Doch irgendwann endet auch das interessanteste Interview. Jeff musste
unbedingt weiter, denn das Gespräch war erst Nr. 9 von insgesamt
18 an jenem Tag! Tja, so ist das, wenn man erfolgreich ist! Der ganzen
Band ist der Erfolg aber wirklich zu gönnen und zu hoffen, dass
sie weiterhin so "straight" bei ihrer Message bleiben,
Andreas Plenter hat seine ostfriesische Heimat für ein Jahr gegen
Ungarn eingetauscht.
"Singe ich von Jesus, weil es die Leute hören
wollen oder glaube ich das wirklich?"
Discographie:
> Read All About It (1988)
> Hell Is For Wimps (1990)
> Boys Will Be Boyz (1991)
> Not Ashamed (1992)
> Not Ashamed The Video (Video, 1993)
> Going Public (1994)
> Take Me To Your Leader (1996)
> Take Me To Your Leader (Single, 1996)
> Down Under The Big Top (Video, 1996)
> Entertaining Angels (Single, 1998)
> Step Up To The Microphone (1998)
Newsboys sind:
> Duncan Phillips, drums & percussion, Newsboy seit 1994
> Jody Davis, guitars & vocals, Newsboys seit 1994
> Jeff Frankenstein, keys, Newsboy seit 1994
> Phil Joel, bass & vocals, Newsboy seit 1995
> Peter Furler, leadvocals & drums, Newsboy seit 1986 (Gründungsmitglied)
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