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Artikel - teensmag (auf deutsch / in German)


Aus: "teensmag 06_2005" (November/Dezember)
Autor: Deif Kilchör
Web-Site: http://www.teensmag.net

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Vierpunktepredigt

Newsboys 2005
Duncan Phillips//
Drums
Phil Joel//
Bass
Peter Furler//
Gesang
Bryan Olesen//
Gitarre
Jeff Frankenstein//
Keyboard

Als wir im Foyer des ICF Zürich sitzen, sehen wir sie in schwarzen Mänteln vorbeischleichen. Sie wollen unerkannt bleiben. Aber Bassist Phil Joels wehende Mähne kann man halt nicht übersehen. Etwas später setzt sich Frontmann Peter Furler für unsere Fragen zu uns.


Peter Furler ist ein gemächlicher, reflektierender Mensch. Er sagt kein Wort, ohne es erst zwei-, dreimal zu durchdenken. Seine Sätze wirken manchmal konstruiert. Das hört man aber auch in den Texten der Newsboys: Nicht selten hantieren sie mit Wortspielereien. Und seine überlegte Art passt auch zu der auf der Bühne, wo Furler meist unbeweglich vor seinem Mikrophon steht und wenn er sich doch mal kurz bewegt, weiß man warum: Er singt gut, kreiert coole Songs - aber vom Tanzen scheint er keine Ahnung zu haben ... Ist auch keine Tragödie. Phil Joel geht dafür zeitweise ziemlich ab, springt mal von der Bühne oder kickt Peter in den Hintern ...


Kein Rezept für Coolness

Die Newsboys gehören für mich zu den coolsten Bands des Universums. Aber ich frage mich, wie viel Tiefgang in ihnen steckt. Also stelle ich ihn mit einer Testfrage auf die Probe: "Peter, wie schafft ihr es so cool zu sein?" Er legt sich die Worte zurecht. Ich merke, dass ihm die Frage nicht ganz passt. Das werte ich positiv. Ich hatte schon gehofft, dass er mir nicht ein Rezept für Coolness liefert, sondern erklärt, dass sie für ihn irrelevant sei. Und das tut er tatsächlich: "Es geht uns nicht um die Coolness. Dafür sind wir zu alt. Wir machen Musik, um Gott zu ehren und den Menschen zu dienen. Wenn sie cool klingt, ist das schön. Aber würden die Leute sie nicht cool finden, würde sich für uns nichts ändern." Das sagt er. Und es klingt glaubwürdig.

Auch mit der nächsten Frage versuche ich ihn ein bisschen zu ärgern: "Worship-CDs aufzunehmen ist zur Zeit im Trend. Musstet ihr auch noch auf den Zug aufspringen mit euren beiden letzten Alben?" Auf diese Frage scheint er gefasst zu sein, denn die Zeit zwischen Frage und Antwort ist erheblich kürzer: "Nein, es geht uns nicht darum, ob es trendy ist oder nicht. Wir hatten den Eindruck, es sei an der Zeit für uns, Anbetungslieder zu singen. Es war uns ein Herzensanliegen. Natürlich wird momentan viel Geld mit Worship gemacht. Aber glaub mir: Uns geht's nicht ums Geld." Na gut, wir glauben ihm. Immerhin gehören die Newsboys zu den bestverkaufenden christlichen Bands in den USA: Über fünf Millionen CDs - damit dürften sie längst ein Vermögen angehäuft haben ... Dafür spricht auch, dass sie in diesem Jahr vom großen Musikkonzern Sparrow zu Peter Furlers eigenem kleineren Label Inpop gewechselt sind.

Newsboys 2005

»Gott will dir seine Gedanken mitteilen. Wenn du nie in einem Gottesdienst bist, wirst du feststellen, dass Gott auch
nicht zu dir spricht. Den Grund wirst du bei dir selbst suchen müssen.«

 

Geistliches Wachstum

Dann setze ich an und komme zur entscheidenden Tiefgang-Frage: "Macht ihr Andachten in eurer Band - lest ihr gemeinsam in der Bibel oder habt ihr einen Pastor, der euch begleitet?" Jetzt legt er los - mit einer perfekten Vierpunktepredigt: Sie wirkt erst einstudiert, als ich später im Konzert feststelle, dass er praktisch dieselben Worte - aber auf jeden Fall die selben Punkte - für seinen Input zwischen den Liedern gebraucht! Und die Message scheint viele zu treffen.

"Jeder von uns liest täglich in der Bibel, manchmal tauschen wir uns in privaten Gesprächen darüber aus. Aber hauptsächlich führt jeder von uns selbstständig sein geistliches Leben. Ich halte das Bibellesen für sehr wichtig. Es ist der erste und wichtigste von vier Punkten, die einen Christ wachsen lassen! Wenn ein Christ die Bibel nicht liest, ist das so ähnlich, wie wenn ein Mensch nichts isst: Er wird geistlich verhungern. Und das ist das Schlimmste, was einem Christen geschehen kann! Daneben ist Beten sehr wichtig für einen Christen. Ich pflege mit Gott eine Beziehung. Und je öfter ich mit ihm spreche, desto besser lerne ich ihn kennen! Ich kann keine vernünftige Beziehung pflegen mit jemandem, den ich nicht kenne und mit dem ich nicht rede. Drittens: Geh zum Gottesdienst! Gott will dir seine Gedanken mitteilen. Wenn du nie in einem Gottesdienst bist, wirst du feststellen, dass Gott auch nicht zu dir spricht. Den Grund wirst du bei dir selbst suchen müssen. Außerdem sollte man als Christ ernsthaft die Gemeinschaft mit anderen Christen pflegen. Alleine schafft man es nicht. Man verkümmert innerlich, hängt ab, gibt den Glauben auf!"


Lieblingsscheibe

Nach seiner ausführlichen Antwort ist unsere knappe Zeit so ziemlich durch. Ich kann nicht einschätzen, ob das Interview ihn auf die Idee gebracht hat, die Worte während des Konzertes zu predigen oder ob er seine Predigt gleich ins Interview eingebaut hat. Ist mir soweit egal. Denn inhaltlich stimme ich ihm völlig zu! Dass alles so systematisch rüberkommt, hängt wohl vor allem mit Peter Furler zusammen, der ein ausgesprochener Rationalist zu sein scheint.

Im Gegensatz zu meinen vorhergehenden Fragen ist die nächste und letzte dann fast schon brav: "Welcher ist dein persönlicher Favorit unter all den Scheiben, die ihr bisher veröffentlicht habt?"

Und klar, für einen überzeugten Musiker gibt es nur eine richtige Antwort: "Die nächste!", sagt er mit stechendem Blick. Elendes Pokerface, denke ich. Dann verzieht er den Mund zu einem für seine Verhältnisse breiten Grinsen: "Ja, echt. Die wird der Hammer! Wir machen dieses Mal eine Doppel-CD. Und eine davon wird keine Worship-Songs beinhalten - zu deiner Beruhigung ...!" Wir lachen. Dann geht's auf zum Gig.

Gefragt_Deif Kilchör fand's cool, die Newsboys in der Schweiz zu begrüßen. ««



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